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"Menschen binden Menschen“ – Das Erfolgsrezept hinter der „Karriere by Alpenhaus“
Mitarbeiter:innen

"Menschen binden Menschen“ – Das Erfolgsrezept hinter der „Karriere by Alpenhaus“

„Menschen binden“ ist das Motto, nach dem die Gruppe der Alpenhaus Hotels & Resorts ihre Mitarbeiter:innen für sich gewinnt und behält und damit auch in schwierigen Zeiten Erfolg hat. So hat sich die Personal-Fluktuation im Jahr 2022 um 80 % reduziert, während sich die Zahl der Initiativbewerbungen vervielfacht hat. Die Channel Performance (Leistung der Vertriebskanäle) ist um 70 % gestiegen, die „Time-to-Hire-Rate“ hingegen um 80 % zurückgegangen. Wir haben mit Andreas Dertnig, Human Capital Leiter der „Alpenhaus Hotels & Resorts“, gesprochen.

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ÖHV: Das Alpenhaus Hotels & Resorts ist eine erfolgreich agierende Gruppe mit Häusern in Kaprun (2), Bad Hofgastein sowie am Katschberg mit gesamt über 350 Zimmern und rund 180 Mitarbeitern. Unter dem Begriff „Karriere by Alpenhaus“ haben Sie Möglichkeiten für einen erfolgreichen Karriere-Start entwickelt. Welche Prioritäten verfolgen Sie dabei?

Andreas Dertnig: Wir definieren unsere Unternehmenswerte, kommunizieren diese gezielt nach außen und - vor allem - leben wir tatsächlich danach. Frisch gewonnene MA sind neue „Team Player“, für die wir einen „Employee Life Circle“ entwickeln. Wir binden sie aktiv in den Ausbau unseres Unternehmens ein. Ein attraktives Arbeitsgebiet steigert ihre Zufriedenheit.

 

ÖHV: Während der Corona-Zeit hatten Sie insgesamt elf Monate geschlossen. Im Nachhinein bezeichnen Sie diese Zeit als Glücksfall. Wieso?

Andreas Dertnig: Wir hatten Zeit, uns die essentiellen Fragen zu stellen: Wie sind wir und wie werden wir wahrgenommen und ganz wichtig, wie wollen wir sein und wie wollen wir wahrgenommen werden? Umfassende interne Befragungen haben uns gezeigt: Neue MA müssen zur Unternehmenskultur passen („cultural fit“ sein). Daraus folgt auch unser Ansatz des „Value-based Recruiting“. Schon beim Vorstellungsgespräch zeigt sich, ob die Werte übereinstimmen („value matching“). Wenn die Richtung stimmt, kann entsprechend „nachqualifiziert“ werden.

 

ÖHV: Wie geht das vor sich?

Andreas Dertnig: In erster Linie ist natürlich unser gesamter Außenauftritt wichtig und dazu gehören unsere Social Media Seiten, unsere Stellenanzeigen, unsere Karriereseite, unserer öffentlichen Aktivitäten und vieles mehr. In all diesen Berührungspunkten haben wir unsere Werte einfließen lassen und stellen diese authentisch dar. In unserem sogenannten VIP-Recruiting kann der oder die zukünftige Mitarbeiterin eine Nacht im Hotel verbringen inklusive Begleitperson und am Ende des Aufenthalts gibt es das Bewerbungsgespräch, wo auch wieder neben den allgemeinen Punkten, das Thema Werte stark im Mittelpunkt steht.

ÖHV: Für das Recruiting wurden „Personas“ entwickelt, also fiktive Personen einer Zielgruppe.

Andreas Dertnig: Das ist korrekt. In Workshops haben wir mit unseren Bereichsleitern unsere Wunschkollegen designt. Wir haben ihnen Namen verpasst und sie sogar mit ganzen Lebensgeschichten hinterlegt und mit Bildern aus Bestellkatalogen Collagen, sogenannte „Personas“ erstellt. Dazu ist es auch ganz wichtig die Fragen zu stellen: Woher kommt die Person? Was ist ihr oder ihm wichtig? Wo findet man diese, sprich wo muss ich inserieren oder wie muss ich meine Kampagnen ausrichten? Im Bewerbungsverfahren folgt dann auch wieder das Matching mit diesen.

 

ÖHV: Welche Prinzipien stehen im Vordergrund?

Andreas Dertnig: Besonders hoch halten wir den Wert der Achtsamkeit, für uns gleichsam ein „Meta-Wert“ und das Grundfundament unseres Wertehauses. Diesen unterteilen wir in die Achtsamkeit für die Umgebung und ganz wichtig, die Achtsamkeit (Selbstreflexion) zu sich selber. Um unsere Wertvorstellungen deutlich zu machen, haben wir „Value Watchers“ eingeführt. Aber wir reden nicht nur. In eigenen Events und auf „Value Walls“ machen wir unsere Kultur sichtbar und lassen die MA Wertschätzung erleben. Wir unterhalten und fördern auch Feedback-Plattformen, wo der Arbeitgeber bewertet wird (Kununu). Derzeit läuft dazu das Rollout für Teamecho, unserer internen, anonymen und digitalen Feedback Plattform.

 

ÖHV: Zurück zum Thema Recruiting. Für „Mitarbeiter:innen werben Mitarbeiter:innen“ gibt es ein eigenes Modell. Wie funktioniert das?

Andreas Dertnig: Wir kennen ja schon viele verschiedenen Modelle von anderen Unternehmen. Diese haben wir uns auch angeschaut und bemerkt, dass bei einem Großteil dieser, erst nach längerer Zeit eine Prämie fällig wird. Unsere Idee ist, dass sich der Mitarbeiter mehrmals freuen kann, wenn er mir beim Recruiting sozusagen hilft, also meinen Job erledigt. Es gibt bereits bei Bewerbungseingang eine erste Prämie. Danach wenn der oder Kollegin den ersten Arbeitstag hat. Die nächste gibt es nach einem halben Jahr oder einer ganzen Saison und nach einem Jahr oder zwei Saisonen. Alternativ kann man die Prämie in extra Urlaubstage einlösen. Natürlich wurde auch Spielregeln dazu erstellt.

Das Modell ist erfolgreich. Bis zu 30 Prozent der Neueintritte kamen 2022 auf diese Weise zustande.

 

ÖHV: Bei der Fachveranstaltung „Art of Recruiting“ („Kunst des Personalmarketings“) haben Sie kürzlich auch Tipps für Online-Bewerbungsprozesse gegeben. Was bringt ein „e-recruiter“, wie läuft das ab?

Andreas Dertnig: Ab einer gewissen Größe ist es glaube ich sehr sinnvoll, wenn das Bewerbermanagement nicht nur auf Basis eines Outlook Postfaches basiert. Wir können nun die einzelnen Schritte der Bewerbung sehr einfach bildlich darstellen und zwischen den Abteilungen und Hotels rasch kommunizieren. Bis hin zum Onboarding läuft bereits sehr viel automatisiert ab. Von enormer Bedeutung sind die Kennzahlen welche wir auf Knopfdruck generieren können.

 

ÖHV: Seit April 2023 gibt es den „Employee Life Coach. Dieser kümmert sich nicht nur um das Onboarding, sondern auch um Sport, Yoga und Ernährung, schafft Strukturen und bezieht fallweise sogar die Familienmitglieder ein.

Andreas Dertnig: Genau. Diese Position ist auch entstanden während Corona und in Teilen unserer BGF Projekte. Wir haben bemerkt, dass eine der größten Hürden unserer Branche die starken saisonalen, wöchentlichen und oft sogar täglichen Schwankungen im Rhythmus sind. Dazu kommen oftmals Teildienste, fordernde Gäste und Stress. Weiters sind 60% unserer Mitarbeiter nicht aus der Region, sprich haben nicht täglich die Familie und/oder Freunde um sich herum. Also haben wir versucht eine Position zu kreieren, welche all diese Themen gegensteuert und die Kolleginnen und Kollegen motiviert aktiv zu sein, sich zu vernetzten und den Erhalt der Gesundheit zu unterstützen.

Auch im Bereich der Lehrlingsausbildung wollen wir neue Wege gehen. Eine positive Einstellung liegt uns überhaupt am Herzen. So bekommen Lehrlinge bereits jetzt eine Prämie von 200 € netto pro Monat wenn sie gewisse Punkte erfüllen. 50 € für Nichtrauchen, 50 € wenn man aktiv in einem Sportverein oder alternativ bei der Feuerwehr, Rettung oder einer caritativen Einrichtung ist. Auch für Pünktlichkeit und Motivation sowie Führung der Lehrlingsmappe gibt es Anteile. Entstanden ist dieses System, dass wir gesagt haben, wenn sich ein junger motivierter Mensch für die aufregende Welt der Hotellerie entscheidet, dann wollen wir von Haus aus ein Lehrlingsgehalt über dem Kollektiv zahlen. Der Kompromiss mit unseren Geschäftsführern und Ressortleitern waren dann diese Teilbereiche.  Auch sind wir Mitglied bei „Work for us“ in der Region Zell am See, was unseren MA zu einer attraktiven Bonus Card verhilft.

ÖHV: Neben „Werten“ und „Recruiting“ ist das Thema Weiterbildung ein dritter Schwerpunkt

Andreas Dertnig: Da ist vor allem die Mitarbeiterakademie (Skill Factory - Weiterentwicklung der Social & Soft Skills) zu nennen. Für Berufseinsteiger haben wir ein attraktives Lehrprogramm (Management Trainee Programm). Absolventen können innerhalb von zwei Jahren verschiedene Abteilungen & Standorte der Alpenhaus Hotels & Resorts durchlaufen. Wir kooperieren mittlerweile mit Fachschulen & Universitäten in ganz Europa. Im Jahr 2022 hatten wir mehr als 50 Praktikanten in unseren vier Häusern.

 

ÖHV: Können Sie Förderungen nützen?

Andreas Dertnig: Es stehen verschiedene Fördermodelle zur Verfügung. Das AMS leistet eine Impulsberatung, welche immer noch stark unterschätzt wird. Im Rahmen der BGF (Betriebl. Gesundheitsförderung) sind schon mehrere Folgeprojekte entstanden, welche auch finanziell unterstützt werden. Auch die Förderungen im Bereich der Ausbildung für Lehrlinge und Ausbilder sind äußerst attraktiv.

 

ÖHV: Welche Pläne haben Sie für die nächste Zukunft?

Andreas Dertnig: Sehr viele. Auf alle Fälle wollen wir mit unserem Schaffen den Tourismus als Arbeitgeber wieder in das rechte Licht rücken. Die Hotellerie und Gastronomie sind die wahrscheinlich spannendste, innovativste und abwechslungsreichste Branche die es gibt, diese Begeisterung müssen wir auf unsere zukünftigen und aktuellen Talente übertragen und dabei auch die Grundlagen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit schaffen.

Im Bereich der Lehrlingsausbildung haben wir uns zum Ziel gesetzt, der erfolgreichste Ausbildungsbetrieb in der Hotellerie im Bundesland Salzburg zu werden. 2022 haben 10 Lehrlinge bei uns gestartet, 2023 werden es aktuell 6 sein. Auch erste Erfolge konnten wir bereits erreichen, neben einigen ausgezeichneten Leistungen in Zeugnissen und Lehrabschlüssen hat es auch schon eine Goldmedaille bei den Landesmeisterschaften im Herbst 2022 gegeben.

Kernstück unserer Arbeit wird auf alle Fälle die Entwicklung unsere Fach- und Führungskräfte sein. Denn dann können wir auch gesund wachsen!

Ihre Ansprechpartnerin

Mag.(FH) Kristin Oberweger

Mag.(FH) Kristin Oberweger

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