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Zahlungsfähigkeit sichern und verbessern
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Zahlungsfähigkeit sichern und verbessern

Eine rollierende kurz- und mittelfristige Planung gibt den nötigen Einblick in wesentliche, künftige Zahlungsflüsse und zeigt vorausschauend wichtige Steuerungsmöglichkeiten auf. Ein aktives Management gewährleistet durch treffsichere Maßnahmen die Liquidität. Einen Einblick, wie eine rollierende Planung und ein laufender Soll-Ist-Vergleich praxisorientiert eingeführt werden kann und welche einfachen Steuerungsmaßnahmen sich bewährt haben, finden Sie im nachstehenden Beitrag von LBG Österreich.

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Rollierende Planung als effektives Steuerungsinstrument

Kurzfristig

Die Planung der Erlöse und Aufwendungen (Planbudget), des Vermögens und der Finanzierung (Planbilanz) und des daraus indirekt abgeleiteten oder direkt ermittelten Liquiditätsverlaufs im Rahmen einer rollierenden Einjahresplanung (auf einer 12-Monats-Basis) hilft dabei, über Saisonzyklen hinweg die Liquidität zu steuern und die jederzeitige Zahlungsfähigkeit zu sichern. Zahlungsengpässe können daraus hinsichtlich Zeitpunkt und Ausmaß und damit Handlungsbedarf frühzeitig erkannt und rechtzeitig gezielt gegengesteuert werden. Dazu braucht es einen guten Einblick, wann und in welcher Höhe im Jahres- und Saisonverlauf mit Zahlungseingängen (z.B. von Kunden, von Banken aus Kreditaufnahmen oder der Ausnutzung des Kontokorrentrahmens, aus Anlagenverkauf oder freiwerdenden Finanzanlagen) und Zahlungsausgängen (z.B. an Lieferant:innen, Mitarbeiter:innen, Finanzamt, Krankenkassen, Verpächter:innen, Leasingunternehmen, Banken für Kredittilgungen und Zinszahlungen, für Privatentnahmen oder Dividendenausschüttungen) zu rechnen ist.

Mittelfristig

Eine rollierende Fünfjahresplanung schafft den notwendigen Weitblick und zeigt Perspektiven auf. Sie bietet einen wichtigen Einblick in die wirtschaftlichen Auswirkungen von unterschiedlichen Ansätzen der Unternehmensausrichtung (Szenariotechnik). Gleichermaßen ist sie eine unverzichtbare Basis für fundierte Entscheidungen zum hinsichtlich Ausmaß und Zeitpunkt unternehmensbedingt bestehenden Finanzierungsbedarf (z.B. (Erneuerungs-)Investitionen, Vorräte, bereits erbrachte aber noch nicht verrechnete Leistungen, offene Forderungen, absehbare Abfertigungszahlungen, Kredittilgungen, mittelfristig mögliche und finanzierbare Dividendenausschüttungen oder Privatentnahmen).

Gleichzeitig zeigt sie die erforderliche Finanzierungsbedeckung durch eine erfolgreiche Wirtschaftsleistung und eine mittelfristig hinsichtlich Ausmaß, Laufzeit und Besicherung geeignete Finanzierungsstruktur auf (z.B. erwirtschafteter Cash-Flow, Eigenmittel von Gesellschaftern, Schaffung von Rücklagen durch nicht ausgeschüttete oder nicht entnommene Gewinne, Investitions- und Kontokorrentkredite, Fördergelder, ausnutzbare Kreditrahmen, fristgebundene revolvierende Fremdfinanzierung durch unternehmensfremde Kreditgeber oder innerhalb von Unternehmensgruppen, Leasing,  Lieferantenkredite).

Die rollierende Planung trägt wesentlich dazu bei, Ausmaß und Fristigkeit von künftigem Finanzierungsbedarf und Finanzierungsbedeckung vorausschauend zu erkennen und erfolgreich in Einklang zu bringen.

Besonders hilfreich ist die rollierende Liquiditätsplanung bei Aufstellung in Form einer Kapitalflussrechnung. Daraus ist der je nach betrachteter Periode (z.B. Monat, Quartal, Jahr, 5-Jahreszeitraum) erzielte „Cash-Flow aus der laufenden betrieblichen Tätigkeit“, der „Cash-Flow aus Investitionen“ (Auszahlungen für Investitionen, Zahlungseingänge aus der Veräußerung von Anlagevermögen)sowie der „Cash-Flow aus der Finanzierungstätigkeit“ (Zahlungsflüsse von und zu Eigentümer:innen, Kreditgeber:innen oder auch die Finanzierung innerhalb von Unternehmensgruppen abseits von wechselseitig betrieblich erbrachten Leistungen) klar und deutlich ablesbar.

In der Wirtschaftspraxis hat sich die Einrichtung einer rollierenden Liquiditätsplanung unabhängig von der Unternehmensgröße gleichermaßen bei Einzelunternehmen und Familienbetrieben als auch bei mittelständischen Unternehmensgruppen und großen Unternehmen sehr bewährt.

Bei der erstmaligen Aufstellung und Einrichtung sind naturgemäß die individuell unterschiedlichen Anforderungen je nach Geschäftsmodell und damit verbundene, gestaltbare Zahlungsströme (z.B. Geschäftsreisende, Seminargäste, Individual- oder Gruppenreisen, Städtetouristen, Direktbuchungen oder OTAs (Online-Reisebüros), Stadt- oder Resorthotellerie) zu berücksichtigen. Unabhängig von der Betriebsgröße oder Komplexität sollte jedenfalls nicht auf eine kurzfristige rollierende Einjahresplanung auf einer 12-Monatsbasis und eine mittelfristige, rollierende Fünfjahresplanung verzichtet werden.

Praktische Maßnahmen zur Liquiditätssteuerung

Sinnvoll ist, die wirtschaftlichen Auswertungen aus dem möglichst zeitnah geführten Finanz- und Rechnungswesen im Sinne eines Soll-Ist-Vergleichs um eine Cash-Flow-Auswertung und eine rollierende Liquiditätsplanung zu erweitern. Damit ist ein sicherer Einblick in Abweichungen und rasch zu treffende Maßnahmen möglich. 

Folgende einfache, beispielhaft genannte Maßnahmen zur Sicherung der Zahlungsfähigkeit haben sich bewährt:

  • Investitions- und Erneuerungszyklen samt Finanzierungs- und Fördervereinbarungen vorausschauend und gut planen: Je nach Typus und Geschäftsstrategie des Beherbergungs-, Gastronomie- oder Freizeitbetriebes ergeben sich individuelle Investitions- und Erneuerungszyklen samt dem damit verbundenen Finanzierungsbedarf abzüglich allfälliger Förderungen. Diese Zyklen und die damit verbundene Markt- und Geschäftseinschätzung haben wesentlichen Einfluss auf die zu erwartenden und damit zu steuernden Zahlungsflüsse. Der richtige Mix aus Eigen- und Fremdfinanzierung, klar definierte und mit ausreichend Spielraum kalkulierte Fälligkeitstermine und Tilgungen sowie gut überlegte fixe bzw. variable Zinsvereinbarungen sind wesentlich für die grundlegende Sicherstellung der künftigen Zahlungsfähigkeit.
  • Anzahlungen, Gutscheinsysteme, zeitnahe Fakturierung: Die Vereinbarung von Anzahlungen schafft natürlich Liquidität. Dies gilt umso mehr für das Angebot von Gutscheinsystemen. Abgesehen vom Tageskassageschäft bringt eine zügige Fakturierung einen raschen Geldeingang.  
  • Forderungsmanagement, Mahnwesen: Die Einführung eines straffen, zeitnahen Mahnwesens und die konsequente Einforderung der Einhaltung klar vereinbarter kurzer Zahlungsziele sind unumgänglich für ein erfolgreiches Liquiditätsmanagement. Dabei sind der festgelegte Taktschlag von Informationen zu offenen Salden an Kunden, die Verrechnung von Mahnspesen und Verzugszinsen und die konsequente Betreibung von offenen Forderungen essentiell. Eine Zahlungszielgewährung (so das überhaupt in Frage kommt) ohne ausreichend verrechneter oder im Preis bereits mitkalkulierter Zinsen und ohne adäquate Kenntnis der Bonität sollte überdacht werden.
  • Lieferantenkonditionen verhandeln: Als Gegenstück zum eigenen Forderungsmanagement macht es natürlich Sinn, Lieferantenkonditionen so zu verhandeln, dass sie hinsichtlich Fälligkeit (vor allem auch im Saisongeschäft) und darin enthaltener, professionell nachkalkulierter Zinskosten und Skonti bestmöglich zum individuellen Betrieb passen.
  • Bankkredite, Leasingkonditionen, Kreditlinien: Nur zu oft sind das Ausmaß, die Laufzeit, Zins- und Nebenkosten sowie Sicherheiten für Investitions- und Kontokorrentkredite sowie Leasingfinanzierungen und auch der Bedarf an und die Verfügbarkeit von Eigenmitteln hinsichtlich Finanzierungsbedarf und erwirtschaftbarem Cash-Flow nicht ausreichend abgestimmt. Auch wenn sie nicht sofort gebraucht werden, bieten zeitgerecht abgesicherte Kreditlinien einen Puffer in Engpasszeiten. Es macht Sinn, sich diesen Fragen unternehmensindividuell regelmäßig zu widmen. Eine professionell eingerichtete Unternehmenssteuerung und eine aktive Zusammenarbeit mit Banken und anderen Kreditgeber:innen schafft Vertrauen, fördert eine verlässliche Finanzierungstruktur, verbessert die Bonität und bringt üblicherweise auch bessere Konditionen.
  • Finanzierung innerhalb von Unternehmensgruppen: Besondere Beachtung verdient die Finanzierung innerhalb von Unternehmensgruppen, weil nur allzu schnell der Überblick verloren geht. Dabei ist die Einhaltung des Drittverhaltensgrundsatzes zu berücksichtigen. Das bedeutet, dass sich jedes der Unternehmensgruppe angehörige Unternehmen wie ein fremder Dritter gegenüber den anderen in die Unternehmensgruppe einbezogenen Unternehmen verhalten muss. Hinsichtlich der Finanzierung gilt dies ganz besonders betreffend Anlass und Ausmaß der Kreditgewährung innerhalb der Gruppe sowie betreffend fremdüblich vereinbarten Konditionen hinsichtlich Laufzeiten, Verzinsung und Sicherheiten. Schriftlichkeit und die laufende, exakte Einhaltung der getroffenen Vereinbarungen sind dringend zu empfehlen. Von einem unbedacht in der Praxis gehandhabten, nicht im Detail geregelten „Cash-Pooling“ in der Unternehmensgruppe ist abzuraten. Fragen der verbotenen Einlagenrückgewähr und die Beachtung stringenter wirtschafts- und steuerrechtlicher Regeln verdienen dabei eine besondere, fachkundige Aufmerksamkeit.

Die jederzeitige Zahlungsfähigkeit in der Hotellerie und Gastronomie ist das Ergebnis konsequenter Steuerung. Gerade in einer Branche, die je nach Betrieb stark von Saisonen, Buchungslage, Witterung, Reiseverhalten, Personal- und Kreditkosten abhängig ist, braucht es einen fundierten, laufenden wirtschaftlichen Ein- und Weitblick. Damit wird die finanzielle Situation zeitnah erkannt und werden zu erwartende wirtschaftliche Ergebnisse von „Wenn-Dann-Situationen“ schon vorausschauend greifbar. Die betriebsindividuelle und praxisorientierte Einrichtung einer erfolgreichen Unternehmens- und Liquiditätssteuerung unterstützt treffsichere Entscheidungen, Handlungsfreiheit im laufenden Geschäft sowie Wachstum und Innovation.

 

Heinz Harb ist Managing Partner bei LBG Österreich sowie Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Management Consultant. LBG Österreich ist ein führendes Beratungsunternehmen im Bereich Steuern, Wirtschaftsberatung, Prüfung mit rund 600 Mitarbeiter:innen an 35 Standorten in 8 Bundesländern.

 

Herzlichen Dank für die Ausführungen!

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