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Digitalisierung

Digitalisierung

Wenn der Wettbewerb um Mitarbeiter:innen und damit der Personalaufwand weiter zunehmen und die Bereitschaft zur Übernahme von Familienbetrieben durch die nächste Generation auch angesichts steigender Kapitalmarktkosten sinkt, steht bald eine gewaltige Veränderung der Hotellandschaft bevor. Zu erwarten sind die Zunahme von weniger mitarbeiter- und kostenintensiven Arten der Immobiliennutzung (etwa als Apartments) und Übernahmen von Familienbetrieben nicht durch die nächste Generation, sondern durch strategische Investoren. Beide Dynamiken werden durch die fortschreitende Digitalisierung unterstützt – und forcieren diese im Gegenzug weiter. Gleichzeitig entsteht so Raum für innovative KMU für Gäste mit hohen Ansprüchen.

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Die Digitalisierung im Tourismus auf die nächste Stufe zu heben ist standortpoli­tisch entscheidend und muss so, mit Maß­nahmen, Fristen und Budgets zur Erreichung klar definierter Ziele samt deren Evaluierung versehen, Eingang finden in einen innovativen Vertrag zwischen Bun­desregierung und Wirtschaft zur Zukunft des österreichischen Tourismus.

Weil Reisen auf absehbare Zeit analog bleiben wird, aber das Erlebnis für den Gast, die Wirtschaftlichkeit der Unternehmen und die Arbeit für die Beschäftigten durch mehr Technologie und neue Technologien hinter den Kulissen optimiert wird.

  • Dafür brauchen wir von der Regierung die beste IT­-Infrastruktur: Breitband überall!

Denn nur, wenn die Bandbreite bis in die touristischen Zentren fernab der Ballungsräume ausreicht, funktioniert die Lenkung von Besucherströmen so, dass sie den Ansprüchen der Gäste gerecht wird, die Mitarbeiter:innen in den Kultur- und Freizeiteinrichtungen unterstützt und auch der Bevölkerung die Mobilität im Alltag und den Besuch von Sport- und Freizeiteinrichtungen erleichtert. Die Auswertung von Mobilfunk- und Buchungsdaten und von anonymisierten Zahlungsinformationen ermöglicht die aktive Lenkung von Gästeströmen auf Destinationsebene.

Entscheidend: Schnittstellen und Know-how

Online-Buchungen haben bereits vor vielen Jahren alle anderen Vertriebswege im Hotelvertrieb hinter sich gelassen, die Königsdisziplin ist der Direktvertrieb, der Top-Marken mit hoher Bekanntheit ebenso hohe Auslastungen bei niedrigen Kosten ermöglicht. Voraussetzung dafür sind neben optimal aufeinander abgestimmten Elementen in der Hotel- und Buchungssoftware und einer zeitgemäßen Vertriebsstrategie bestens geschulte Spezialist:innen in Rezeption, Revenue Management und Online-Vertrieb. Die einzelnen Bereiche und Systeme werden über Schnittstellen miteinander verbunden – mal mit mehr, mal mit weniger Aufwand und Mühen verbunden. Reibungslose digitale Prozesse sind auf der gesamten customer journey von der Inspiration bis zur Online-Bewertung notwendig, um potenzielle Gäste für den Besuch der Website, eine Buchung und im Idealfall vielleicht sogar als Stammgäste zu gewinnen. Optimierte Schnittstellen sind dafür ein Muss. Auch dazu kann die Politik einen wertvollen Beitrag liefern:

  • Das Projekt „Digitaler Meldezettel“ sollte rasch in die operative Umsetzung gehen und neue Datenstandards definieren.
  • Die Bundesregierung soll Leuchtturm­ Projekte und Förderungen maßgeblich zur Weiterentwicklung von Schnittstellen zwischen Hotelsoftware­ und Vertriebs­ programmen, payment providern und anderen mehr sorgen.
  • Der Branchennachwuchs sollte in IT­ Grundlagen gut und zeitgemäß ausgebil­ det sein und darüber hinaus fit in den gängigen digitalen Branchenlösungen sein. Das sollte Eingang in alle Lehrplä­ne aller Schulen mit Tourismus­-Schwer­punkt finden, Lehrer:innen dahingehend aus­ und weitergebildet werden.
  • Die Aus­ und Weiterbildung von Touris­mus-­Beschäftigten sollte in größtmögli­chem Ausmaß forciert und von der Bun­desregierung finanziell gefördert werden.

Via platform to business-Verordnung ist die EU einen Schritt weiter bei der Umsetzung des von der ÖHV lange geforderten level playing field zwischen multinationalen Konzernen und heimischen KMU wie auch bei den Bestrebungen für mehr Transparenz bei Kurzzeit-Vermietungen. Dazu zählt auch die flächendeckende Umsetzung der Registrierungspflicht für Vermieter:innen.

Ausschlaggebend für einen mittelfristigen Erfolg wird sein, die Aktivitäten der Big Player im Auge zu behalten und die Regelungen im Sinne von Transparenz und Wettbewerbsfähigkeit laufend zu evaluiert und zu adaptieren, wenn die Konzerne immer neue Wege finden, um ihre marktbeherrschende Stellung auszunutzen, zu festigen oder auszubauen. Unterbinden werden sollen etwa die andauernden Versuche der Konzerne, die Kommunikation zwischen Gast und Hotel nach allen Regeln der Kunst zu verhindern oder handling fees für die Abwicklung von Zahlungen von Gästen über eigens dafür eingeführte „künstliche Kreditkarten“ einzubehalten.

 

Knackpunkt Datenhoheit

Problematisch ist die aktuell bei den internationalen Multis liegende Datenhoheit in Bezug auf Online-Buchungs- und Zahlungsdaten, was wiederum den Wettbewerb deutlich zu deren Gunsten verzerrt.

  • Es braucht EU­weit den verpflichtenden zeitnahen freien Zugang zu Buchungs­ daten für Tourismusforschung und Tou­ rismusorganisationen.

Österreich zum Vorreiter in der Virtual Reality machen

Noch weitestgehend Zukunftsmusik ist die Nutzung von Virtual Reality-Erlebnissen mit Datenbrillen im touristischen Kontext. Der Einsatz beschränkt sich bisher auf Reisemessen oder ganz andere Freizeiterlebnisse wie Gaming. Sie wie Opern-Online-Abos zur Bewerbung von Sehenswürdigkeiten und Destinationen, Skipisten oder Freizeitparks zu verwenden – also mit einem Teaser den Wunsch, einen virtuell erlebten Ort in der Realität zu besuchen, noch zu verstärken, ist bisher im doppelten Sinn nur eine Vision: in dem Sinn, dass sie noch nicht realisiert wurde, im andere Sinn, dass es nur eine Vision von vielen ist für den Einsatz von VR im Tourismus, deren Auswirkungen auf den weltweiten Tourismus noch gar nicht abschätzbar sind. Damit Österreich hier nicht zum Nachzügler wird, müssen diese Entwicklungen proaktiv vorangetrieben werden.

  • Österreich muss bei der Nutzung digita­ler Technologien im Tourismus zum Vor­reiter werden.

 

Dafür braucht es die tatkräftige Unterstützung durch die Bundesregierung in vielen Bereichen, etwa was die Verfügbarkeit und Nutzung von touristischen Echtzeitdaten von der Buchung bis zur Bezahlung angeht, bei der Ausbildung und bei der Weiterentwicklung von Schnittstellen von lokalen Spezialanbietern an internationale Systeme und untereinander.

Eine effiziente Nutzung dieser Möglichkeiten setzt zweierlei voraus: Erstens sind damit heikle Datenschutz-Fragen verknüpft. Diese müssen nicht nur rechtlich sauber geklärt sein, vielmehr muss die Datennutzung auch so erfolgen, dass sie nicht Widerstände und Ärger bei den Gästen auslöst. Zweitens steigt die Verwertbarkeit des Datenbestands mit dessen Größe, weshalb die Bemühungen der Tourismusbranche österreichweit koordiniert werden sollten. Dafür braucht es definierte Branchenstandards bei der Erhebung von Daten, damit diese vergleichbar sind. Eine zentrale Stelle in Form eines Kompetenzcenters sollte die Sammlung und Auswertung übernehmen und die Ergebnisse allen zur Verfügung stellen.

 

Vorausdenken und konsequent handeln

Ausschlaggebend für den mittel- und langfristi- gen Erfolg der österreichischen und hier vor allem der klein- und mittelständischen Hotellerie wird der rasche und effektive Transfer von Know-how und Technologien in die Praxis sein. Dazu braucht es einerseits eine forcierte Aus- und Weiterbildungsoffensive für Praktiker:in- nen und andererseits eine neue sandbox-Mentalität: Es braucht eine neue Denkweise, eine frische Herangehensweise, die smartes prototyping bei der Entwicklung von web3-Tools wie dem Einsatz von Blockchain-Technologie unterstützt – samt notwendiger Finanzierung. Unverzichtbar dabei ist eine enge Anbindung der Entwickler:innen an die Branchenpraxis.

Ihr Ansprechpartner

Martin Stanits

Martin Stanits

Leitung Public Affairs & Unternehmenssprecher E-Mail senden +43 1 5330952-20
Oliver Schenk MA

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Public Affairs E-Mail senden +43 1 5330952-24

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