Am 9. Mai feiert Europa zum 75. Mal den Europatag – den Beginn eines der erfolgreichsten Friedens- und Wirtschaftsprojekte der Geschichte. Die Europäische Union steht für Stabilität, Sicherheit und wirtschaftlichen Fortschritt. Für Österreich ist die mittlerweile 30-jährige Mitgliedschaft ein klarer Standortvorteil: Laut einer aktuellen WIFO-Studie liegt der ökonomische Nutzen im Schnitt bei 3.860 Euro pro Kopf und Jahr. Damit zählt Österreich zu den größten Gewinnern der EU, auf Platz 6 im gesamteuropäischen Vergleich. Der europäische Binnenmarkt, der freie Personen- und Dienstleistungsverkehr sowie gemeinsame Standards sind wesentliche Säulen für den Tourismusstandort Österreich. „Ohne die EU wäre der Tourismus in seiner heutigen Form undenkbar. Offene Grenzen, gemeinsame Währung, Freizügigkeit am Arbeitsmarkt – all das schafft enorme Chancen für unsere Branche.“, betont Dr. Markus Gratzer, Generalsekretär der Österreichischen Hotelvereinigung (ÖHV). Die Branche erwirtschaftet 14 % der heimischen Wirtschaftsleistung, und die Vernetzung mit europäischen Partnermärkten ist dabei zentral.
Schutzschild EU
Gerade für kleinere Mitgliedstaaten wie Österreich ist die EU ein unverzichtbares Gegengewicht zur geballten Macht internationaler Konzerne. Plattform-Ökonomie, Datenmonopole, Wettbewerbsverzerrungen: Ohne gemeinsames europäisches Regelwerk hätten kleine und mittlere Tourismusbetriebe kaum eine Chance. „Die EU sorgt für faire Spielregeln und schützt unsere Betriebe vor der Dominanz globaler Tech-Giganten. Das gibt uns und vielen anderen kleinstrukturierten Branchen Luft zum Atmen und Raum für Innovation“, so Gratzer. Die ÖHV plädiert daher für eine entschlossene Weiterentwicklung der Digitalpolitik und eine europäische Datenhoheit im Tourismus.
Gebot der Stunde: Zusammenhalt!
Trotz aller Erfolge mehren sich in Europa Stimmen, die das Projekt EU infrage stellen. Nationalistische Tendenzen, Renationalisierung und politische Polarisierung gefährden den gemeinsamen Weg. Politisches Kleingeld auf dem Rücken der Europäer:innen und der EU machen zu wollen ist kurzsichtig und ein Spiel mit dem Feuer, warnt Gratzer: „Gerade in herausfordernden Zeiten wie diesen zeigt sich: Gemeinsam sind wir stärker. Wer glaubt, zwischen den globalen Machtblöcken USA und China die Herausforderungen der Zukunft – von Klimawandel bis Digitalisierung – im nationalen Alleingang meistern zu können, irrt“, warnt Gratzer. Das Beispiel Großbritannien zeigt eindrucksvoll, welche wirtschaftlichen Nachteile ein Austritt mit sich bringt: Seit dem Brexit verzeichnet das Vereinigte Königreich ein schwächeres Wirtschaftswachstum, sinkende Investitionen und große Probleme im Arbeitsmarkt – nicht zuletzt im Tourismus. „Es ist Zeit, sich wieder auf die europäische Idee zu besinnen, sie mit Leben zu füllen und mutig weiterzuentwickeln – im Interesse kommender Generationen und einer starken, lebenswerten Zukunft für den Tourismus- und Wirtschaftsstandort Österreich.“