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Der „Schwaigerhof“: Vorzeigebetrieb auf Wachstumspfad
Best Practice

Der „Schwaigerhof“: Vorzeigebetrieb auf Wachstumspfad

Übergang zum Ganzjahresbetrieb: „Es spricht sich inzwischen herum.“

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Der Schwaigerhof ist ein familiengeführtes 4-Sterne-Superior Hotel in der Region Schladming-Dachstein. Der auf dem Rohrmooser Hochplateau in 1.050 m Seehöhe gelegene Vorzeigebetrieb steht wirtschaftlich sehr gut da – bei hoher Qualität an Serviceleistungen und Kulinarik. Seine ideale Lage inmitten eines ausgedehnten Wander- und Wintersportgebietes zieht ein breites Publikum an. Aus Gästesicht ein idealer Urlaubsort. Aber wie sieht es „hinter den Kulissen“ aus? Wie schafft es ein solches Unternehmen, seine Mitarbeiter:innen- und Energiekosten im Griff zu behalten und mit seinen Investitionsbudgets über die Runden zu kommen? Wie wichtig ist es in diesem Zusammenhang, dass auch die Familie voll eingebunden ist und mithilft? Zu diesen und anderen aktuellen Fragen haben wir mit dem Chef des Hotels Schwaigerhof und Absolventen der ÖHV-Unternehmerakademie (2020–2022), Anton Stocker, gesprochen.

 

die lobby: „Rentabilität“ ist das Schwerpunktthema dieser „lobby“. Wie läuft es denn geschäftlich?

Stocker: Das Wirtschaftsjahr 2024 (Dez. bis Nov.) war unser bisher erfolgreichstes (Gesamtumsatz 8,5 Millionen Euro). In dem Jahr haben wir 6,5 Millionen in eine neue Parkgarage und in die Saunawelt investiert. Normalerweise fällt bei großen Investitionen der Umsatz zurück, weil es eine längere Schließzeit gibt. Wir haben trotzdem sehr gut gewirtschaftet. Wir haben Kredite mit flexiblen Zinsen, diese sind auf dem Weg nach unten. 87 % unseres Umsatzes erzielen wir aus dem Logis. Je höher die Zimmerauslastung (2023: 74 %, 2024: 82 %) mit passender Preisdurchsetzung im Sommer/Herbst, desto besser das Betriebsergebnis (GOP 2023: 32 %, 2024: 37 %).

 

die lobby: Welche Indikatoren liefert Ihr Unternehmen, das sich ja seit etlichen Jahren auf einem stabilen Expansionskurs befindet?

Stocker: Für uns sind gute Umsatzindikatoren immer die Umsätze pro Zimmer und Jahr. Hier kann man sich auch unter Kolleginnen und Kollegen gut vergleichen. 2022 hatten wir 105.000 Euro pro Zimmer/Jahr, 2023 112.000 Euro und 2024 waren es 120.000 Euro. Eine gute Entwicklung. Die war auch nötig, weil die Kosten entsprechend gestiegen sind.

die lobby: Wie haben sich die Mitarbeiter:innenkosten entwickelt?

Stocker: Die Mitarbeiter:innenkosten sind nach wie vor eine Herausforderung. Andererseits muss man auch happy sein, wenn man ausreichend Mitarbeiter:innen hat bzw. findet. 2021 lagen die Kosten bei 49,5 %. Das war die Corona-Zeit. Da waren wir sehr großzügig mit Kurzarbeit und konnten dadurch Beschäftigte halten. Seither ist die Kostenbelastung zurückgegangen (2022: 36,9 %, 2023: 37,8 % und 2024: 34,3 %), wobei bei den Mitarbeiter:innenkosten auch die Unternehmerbezüge dabei sind. Vieles wird selbst produziert – fast keine Convenience-Produkte in der Küche, die Wäscherei wird Inhouse gemacht, das Marketing großteils selber. Es spielt ja immer eine Rolle, zu welcher Kostenstelle die einzelnen Bereiche gerechnet werden. Darum sind, wenn man mit Kolleginnen und Kollegen spricht, derartige Kostenvergleiche immer schwierig, weil man nie genau weiß, wie die Struktur im jeweiligen Betrieb aufgebaut ist.

 

die lobby: Und die Energiekosten?

Stocker: 2021: 4,6 % vom Umsatz, 2022: 3,8 %, 2023: 3,6 % und 2024: 3,9 %. 2022 wurde eine große PV-Anlage in Betrieb genommen, welche uns 10 bis 15 % der Stromkosten erspart. Wir heizen unseren Betrieb mit Pellets. Da gab es 2021 und 2022 massive Mehrkosten. Seither hat sich die Situation normalisiert.

die lobby: Sie streben einen Ganzjahresbetrieb mit guter und konstanter Zimmerauslastung an. Wie sind die Erfahrungen mit der Öffnung im November?

Stocker: Die ersten beiden Saisonen waren schwierig. Mittlerweile hat es sich für Gäste und Team eingespielt. Schön zu sehen, dass es sich inzwischen herumgesprochen hat, dass wir offen haben. Gäste buchen ihre November-Auszeit frühzeitig. Wellness steht im Vordergrund. Und wir stellen fest, dass viele November-Urlauber:innen Neukunden sind, welche dann auch für einen Winter- oder Sommerurlaub begeistert werden können.

 

die lobby: Welche Projekte haben Sie in den letzten Jahren umgesetzt?

Stocker: 2021 wurden Restaurant, Küche, Buffet und der Eingangsbereich samt Rezeption erneuert und erweitert. Die Jahre 2022 und 2023 standen im Zeichen der Zimmerrenovierung. Es wurden 45 Zimmer renoviert. 2024 folgte der erwähnte Neubau der Tiefgarage mit 90 Stellplätzen und 20 E-Ladestationen sowie ein neuer Saunabereich mit Event-Sauna und Adults Only Ruhezone. Damit konnten wir fast alle geplanten Projekte umsetzen. Zu unseren Zukunftsprojekten gehören eine Erweiterung der Wasserwelt, eine „Padelhalle“ sowie ein kindergerechter Mini-Bauernhof. Familien mit Kindern spielen ja eine führende Rolle in unserem Gästemix. Die laufende Renovierung der Zimmer ist sowieso normaler Alltag.

die lobby: Wo sehen Sie eine vernünftige Größe für Ihren Betrieb? Wie gelingt es Ihnen, Ihr Investitionsbudget einzuhalten?

Stocker: Seit dem Umbau haben wir nur noch 71 Zimmer (bisher 77), weil einige zu größeren Suiten umgewandelt wurden. Für uns ist das derzeit eine sehr vernünftige Größe. Damit können wir sehr gut wirtschaften und verschaffen uns auch Spielräume für künftige Investitionen. Natürlich ist jeder Umbau innerhalb kurzer Zeit sehr kostenintensiv. Wir machen keine Ausschreibung und haben auch keinen Generalunternehmer. Wir besprechen so gut es geht die Kosten mit den Beteiligten. Dann wird die Finanzierung ausgearbeitet. Neben den vorhandenen Eigenmitteln ist für uns ein hoher Kontokorrentkreditrahmen sehr wichtig. Ebenso auch eine Kreditzusage, falls die Kosten explodieren sollten und Unvorhergesehenes eintritt. Entschuldungsdauer derzeit 2,7 Jahre, trotz der erwähnten Investitionen 2024.

 

die lobby: Werden Sie zum ersten 5-Sterne-Hotel im Raum Schladming?

Stocker: Von unserer Ziel-Matrix haben wir bereits viel umgesetzt. Diese Punkte wollen wir nun vertiefen. Aktuelle Stoßrichtung sind die internationalen Märkte. So wollen wir neben den traditionellen Herkunftsländern auch Tschechien, Ungarn, Belgien und Großbritannien fokussierter bearbeiten. Die Steigerung von Image und Bekanntheit des Schwaigerhofs soll auch in Zusammenarbeit mit der Region vorangetrieben werden. Wir sind in engem Austausch mit dem engagierten Tourismusverband Schladming-Dachstein, wo es auch verschiedenste Arbeitsgemeinschaften, z. B. Bikehotels, gibt. Und schließlich steht auch eine eventuelle Kategorisierung auf 5 Sterne zur Diskussion. Das würde dem Ort sicherlich guttun und wäre ein Alleinstellungsmerkmal in Schladming.

„Wir sind alle sehr flexibel“

Der Schwaigerhof blickt auf eine lange Familientradition zurück. Durch die Entwicklung vom Bauernhof zum 4*S-Betrieb und die persönliche Führung ist die Organisation sehr flach aufgebaut. Gemeinsam mit Vater Gottlieb ist Anton Stocker, 30, in der Geschäftsführung. Die Eltern Annemarie und Gottlieb sind nach wie vor im Betrieb tätig. Mutter Annemarie ist quasi die Seele des Hauses und kümmert sich um Rezeption, Dekoration, Blumen und alles, was so anfällt. Schwester Martina leitet die Human Resources-Abteilung und Bruder Hubert kümmert sich um Marketing und IT. „Meine Freundin Heidi ist auch schon lange im Betrieb und leitet die Rezeption. Also wir sind alle sehr flexibel und helfen, wo wir gebraucht werden“, erzählt Anton Stocker, der gemeinsam mit Heidi einen zehn Monate alten Sohn hat.

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