Vorgehensweise für mehr digitale Sicherheit im Hotel
Cyberangriffe auf Hotels nehmen stetig zu – und stellen Betriebe vor eine besondere Herausforderung: Einerseits steht das Ziel im Fokus, Gästen ein herausragendes Erlebnis zu bieten. Andererseits erfordert IT-Sicherheit klare Schutzmaßnahmen, die häufig als Barrieren empfunden werden. Hinzu kommen hohe Investitionskosten, die gezielt und schrittweise angegangen werden müssen. Ein strukturierter Plan hilft, Sicherheitsmaßnahmen realistisch und effektiv umzusetzen.
1. Schritt: Sicherheitsrisiken erkennen und bewerten
Bevor Maßnahmen umgesetzt werden, ist es wichtig, herauszufinden, wo Ihr Betrieb aktuell angreifbar ist. Dabei helfen z. B.:
- Penetrationstest (Pentest): Externe IT-Sicherheitsexperten versuchen gezielt, Schwachstellen in Ihrem Netzwerk, in Buchungsprogrammen oder Anwendungen aufzuspüren – bevor es echte Angreifer tun.
- Überprüfung der physischen Sicherheit: Sind Zutrittskontrollen, Videoüberwachung, Serverräume und andere sensible Bereiche ausreichend geschützt? Bieten manche Prozesse im Haus Angriffsfläche für Angreifer?
- Bewertung der internen IT-Prozesse: Gibt es klare Passwortrichtlinien? Werden Geräte regelmäßig aktualisiert? Wie sind Gästedaten abgesichert?
Tipp
Beginnen Sie mit einer einfachen Risikoanalyse gemeinsam mit Ihrem bestehenden IT-Dienstleister. In einem zweiten Schritt kann ein externer Prüfer mit einem Penetrationstest beauftragt werden. Der Umfang hängt von der Betriebsgröße ab.
2. Schritt: Maßnahmen nach Priorität und Ressourcen planen
Nicht alles muss sofort umgesetzt werden. Entscheidend ist, mit den Maßnahmen zu beginnen, die das größte Risiko bei geringem Aufwand abdecken. So schaffen Sie schnell spürbare Verbesserungen, ohne den Hotelbetrieb zu überfordern.
- Starke Passwörter verwenden
- Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) aktivieren, wo immer verfügbar
- Netzwerk in getrennte Bereiche (VLANs) aufteilen
- Regelmäßige System- und Software-Updates durchführen
- Zugriffsrechte auf das Nötigste beschränken und organisieren
- Verbesserung der Netzwerkinfrastruktur (z. B. reaktive Firewall wie EDR, sichere WLANs, End-Point-Protection)
- Aufbau sicherer Backup-Lösungen
- Investitionen in sichere Buchungs- oder Kassensysteme, Zutrittssysteme etc.
- Physische Absicherung von Serverräumen oder anderen sensiblen Bereichen
- Überprüfung von Smart Devices (z. B. Kameras, Tablets, Türsysteme)
- Überprüfung der IT-Sicherheit bei Dienstleistern und Lieferanten
- Schulung der Mitarbeitenden zu Sicherheitsrisiken
- Erstellung eines Sicherheitskonzepts für den gesamten Hotelbetrieb (z. B. Business Continuity Management)
- Regelmäßige Schulungs- und Awareness-Programme für Mitarbeitende
- Einführung verbindlicher Sicherheitsrichtlinien für Mitarbeitende und (zukünftige) externe Partner, Dienstleister und Lieferanten
- Entwicklung eines Krisenkommunikationsplans für Sicherheitsvorfälle
3. Schritt: Mitarbeitende regelmäßig schulen
Auch das beste System nützt wenig, wenn die Menschen im Betrieb nicht wissen, wie sie damit sicher umgehen. Mitarbeitende sind dabei die erste Verteidigungslinie. Daher sollten regelmäßige Schulungen zumindest folgende Themen umfassen:
- Wie erkenne ich betrügerische E-Mails (Phishing)?
- Wie gehe ich mit sensiblen Daten und Passwörtern um?
- Was tue ich bei einem IT-Sicherheitsvorfall?
Schulungen können einfach gehalten und regelmäßig wiederholt werden – zum Beispiel als Teil eines jährlichen Pflichtbriefings, Teil des Kick-Offs zu Saisonstart oder einfach immer wieder in kurzen Abteilungsleitermeetings als Fixpunkt aufgenommen werden.
4. Schritt: Sicherheitskontrollen regelmäßig durchführen
Sicherheit ist keine einmalige Aufgabe, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Um langfristig sicher zu bleiben, sollten Hotels regelmäßig kontrollieren, ob die Schutzmaßnahmen noch wirksam sind.
Empfohlene Maßnahmen:
- Jährlicher oder halbjährlicher Penetrationstest (je nach Betriebsgröße), um neue Bedrohungen frühzeitig zu erkennen
- Physische Sicherheitskontrollen, z. B. Prüfung von Türsystemen, Videoüberwachung oder Serverzugang
- Regelmäßiger Testlauf der Notfallpläne (z. B. bei einem IT-Ausfall oder Datenverlust), damit die Reaktionsfähigkeit bei Vorfällen verbessert werden kann.
Fazit: Schritt für Schritt zur besseren Sicherheit
Die Umsetzung von Sicherheitsmaßnahmen erfordert Zeit und Ressourcen. Hotels müssen nicht von heute auf morgen perfekt abgesichert sein – aber ein strukturierter Fahrplan ist entscheidend. Wenn Sie die wichtigsten Risiken zuerst angehen und Ihre Maßnahmen priorisieren, schaffen Sie es, die Sicherheit Ihres Betriebs nachhaltig zu verbessern, ohne den laufenden Betrieb zu belasten.