Was oft übersehen wird: All das macht Hotels auch zu einem attraktiven Ziel für Cyberkriminelle. Und wenn’s kracht, dann richtig – Ausfälle des Buchungssystems, gestohlene Gästedaten oder gehackte Türschlösser können den Betrieb lahmlegen.
Die gute Nachricht: Mit klaren Maßnahmen lassen sich viele Gefahren deutlich verringern. Hier sind die häufigsten Schwachstellen – und was Sie tun können.
1. Unsichere Netzwerke: Der digitale Tag der offenen Tür
Viele Hotels betreiben ihre Technik in einem einzigen, ungeschützten Netzwerk. Kassensysteme, Sprachassistenten, HVAC-Steuerungen (Heizung/Lüftung/Kühlung), Zutrittssysteme – alles ist miteinander verbunden. Das Problem: Dringt ein Angreifer über ein Gerät ein, hat er Zugang zu allem. Eine digitale Einladung zum Datenklau.
Was hilft?
Trennen Sie Netzwerke! Gäste-WLANs oder Tablets auf den Zimmern gehören in ein anderes Netzwerksegment als z. B. Bürorechner oder das Property Management System (PMS). So wird verhindert, dass ein Problem oder Angriff in einem Bereich das gesamte Netzwerk des Hotels betrifft. Wie kleinteilig eine Segmentierung aufgesetzt werden sollte, ist von der Betriebsgröße und der Anzahl der Smart Devices bzw. Systeme im Hotel abhängig. Fragen Sie sich regelmäßig: „Was passiert, wenn dieses System ausfällt?“ – so kann Schritt für Schritt das Risiko abgeschätzt und gemeinsam mit Fachleuten die Netzwerksegmentierung aufgesetzt werden.
Nutzen Sie Firewalls und virtuelle Netzwerke (VLANs), um Zugriffe gezielt zu steuern.
Tipp
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Deaktivieren Sie physische Netzwerkanschlüsse in Gästezimmern, wenn sie nicht gebraucht werden – oder sichern Sie sie wie ein öffentliches WLAN ab.
2. Veraltete Software – Risiko im Schlafmodus
Software, die nicht regelmäßig aktualisiert wird und Sicherheitslücken aufweist, oder aber auch Software, die unzureichend vom Hersteller gewartet und geprüft wird, ist anfällig. Dies gilt für alle Endgeräte wie Mobiltelefone, Computer oder smarte Geräte im Netz.
Was hilft?
Halten Sie alle Systeme aktuell – von Office-PCs über IoT-Geräte bis zur Kaffeemaschine im Konferenzraum. Planen Sie Updates fest ein, aktivieren Sie automatische Aktualisierungen und dokumentieren Sie alles.
3. Der Faktor Mensch: Die größte Schwachstelle
Technik lässt sich schützen – der Mensch ist schwerer zu sichern. Phishing-Mails, fingierte Anrufe vom angeblichen Chef, Deepfake-Stimmen: Social Engineering wird immer raffinierter und unzureichend geschulte Mitarbeiter:innen werden so zum Sicherheitsrisiko.
Was hilft?
Schulen Sie Ihr Team regelmäßig – praxisnah, greifbar, verständlich. Legen Sie klare Regeln fest: Wie gehen wir mit E-Mails um? Welche Infos dürfen am Telefon weitergegeben werden? Ein internes Sicherheits-Codewort für telefonische Anweisungen kann Wunder bewirken, da die Stimme als alleiniges Erkennungsmerkmal in Zeiten von Deepfake mit KI keine ausreichende Schutzmaßnahme mehr darstellt.
Tipp
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Fördern Sie eine offene Fehlerkultur. Nur wenn Mitarbeitende sich trauen, verdächtige Vorkommnisse zu melden, lassen sich Schäden vermeiden.
4. IoT-Geräte und Smart Rooms
Von smarten Lichtsystemen und Türschlössern über Gebäudeautomation bis hin zu Ladestationen für Elektroautos und zum Sprachassistenten – moderne Hotels bieten Hightech pur. Doch was dem Gast Komfort bringt, birgt auch Sicherheitsrisiken – so könnten Angreifer:innen Türen unbefugt öffnen, Gäste abhören, und, und, und.
Was hilft?
Vor der Inbetriebnahme alle Standardpasswörter ändern. Geräte in eigene, gesicherte Netzwerke einbinden. Zugriffsrechte begrenzen. Updates regelmäßig einspielen und dokumentieren, welche Geräte wo eingesetzt werden.
5. Zutrittssysteme – Türen auf für Angreifer?
Digitale Zutrittssysteme sind bequem, können aber auch unsicher sein – besonders wenn sie veraltet sind oder mit schwacher Verschlüsselung arbeiten. RFID-Karten lassen sich mit einfachen Geräten aus dem Internet kopieren. Auch Smartphone-Schlüssel sind kein Garant für Sicherheit.
Was hilft?
Sowohl bei RFID-Schlüsselkarten als auch bei mobilen Apps muss eine starke Verschlüsselung der Daten gewährleistet sein. Das verhindert, dass Daten abgefangen oder kopiert werden können. Rechte von Gästen sollten nach dem Check-out automatisch gelöscht werden. Lassen Sie neue Systeme von IT-Sicherheitsfachleuten testen, bevor sie live gehen.
Tipp
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Führen Sie ein digitales Zutrittsprotokoll. So sehen Sie jederzeit, wer wann welchen Raum betreten hat – natürlich DSGVO-konform. Verdächtige Zugriffe können so früh erkannt werden.
6. Passwörter – bitte nicht „hotel2025“
Zu einfache Passwörter, Passwort-Wiederverwendung oder der Zettel am Monitor – Klassiker mit fatalen Folgen. Besonders kritisch: Standardpasswörter bei Netzwerkgeräten oder Hotelsoftware, die nie geändert wurden. Diese können leicht erraten oder online gefunden werden.
Was hilft?
Nutzen Sie starke, komplexe Passwörter. Setzen Sie überall Zwei-Faktor-Authentifizierung ein. Speichern Sie keine Passwörter im Browser und nutzen Sie Passwortmanager. Sichtschutzfolien an Bildschirmen schützen vor neugierigen Blicken – besonders an der Rezeption, wo Gäste oft mehr sehen, als sie sollten.
7. Externe Dienstleister – Sicherheit endet nicht am Hoteleingang
Vom Frühstückslieferanten bis zum Cloud-Softwareanbieter – viele Externe haben direkten oder indirekten Zugriff auf Ihre Systeme oder Daten. Wenn hier etwas schiefgeht, betrifft es auch Sie.
Was hilft?
Wählen Sie Ihre Partner sorgfältig aus. Fordern Sie Sicherheitsnachweise wie Zertifizierungen oder Penetrationstests ein. Verankern Sie Mindeststandards in Verträgen – inklusive klarer Zuständigkeiten im Ernstfall. Wichtig: Alte Schnittstellen von früheren Anbietern sollten deaktiviert werden. Offene, vergessene API-Zugänge sind ein häufiger Angriffsweg – und leicht vermeidbar.
Tipp
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Prüfen Sie regelmäßig, wer extern noch Zugriff hat – und reduzieren Sie Berechtigungen auf das absolute Minimum.
Fazit
Die Digitalisierung bringt der Hotellerie enorme Chancen – aber auch neue Herausforderungen. IT-Sicherheit ist keine Frage der Technik allein. Es geht um Prozesse, Menschen, Kultur und einen klaren Fahrplan. Wer regelmäßig prüft, schult, segmentiert, aktualisiert und hinterfragt, schafft Sicherheit – für sich, für das Team und vor allem für die Gäste.