Wissen Sie noch, wie sich Ihr erster Arbeitstag angefühlt hat? Ein bisschen Aufregung, viel Neugier – und vielleicht die leise Hoffnung, dass sich jemand Zeit nimmt. Genau dieses Gefühl tragen auch unsere Lehrlinge in sich, wenn sie ihr Berufsleben beginnen. Und genau hier beginnt Ihre Rolle: nicht als Organisator:in, sondern als Gastgeber:in. Denn wer heute junge Menschen gut empfängt, gibt ihnen nicht nur einen Job – sondern einen Platz im Leben.
Was junge Menschen wirklich brauchen: Zugehörigkeit & Zutrauen
Lehrlinge möchten dazugehören. Sie wollen spüren: „Ich bin hier richtig, so wie ich bin.“ Und gleichzeitig wünschen sie sich Aufgaben, an denen sie wachsen können. Diese Balance aus Nähe und Eigenständigkeit ist ein Schlüssel. Es geht nicht darum, Abläufe durchzuziehen – sondern darum, Beziehungen zu gestalten. Genau darin liegt Ihre Chance als Hotelbetrieb: mit echten Begegnungen von Anfang an.
Der erste Tag – mit Herz gestalten
Ein Praxisbeispiel: Fünf neue Lehrlinge durften vor ihrem Start zwei Nächte im eigenen Hotel verbringen – als Gäste. Mit Frühstück und Abendessen und mit „lockeren“ (jedoch geplanten) Gesprächen mit dem Team. Ein Aufwand für das Team – und zugleich ein starkes Zeichen: „Wir freuen uns auf dich.“ Dieser Perspektivenwechsel wirkt. Wer zuerst erlebt, wie sich ein Gast fühlt, versteht später umso besser, worauf es im Job ankommt – und fühlt sich von Anfang an verbunden.
Ein kleines Zeichen der Vorfreude
Auch vor dem offiziellen Start können Sie Nähe zeigen: Ein Willkommensbrief, ein kurzer Anruf, ein kleines Päckchen mit Mitarbeiter:innen-Infos oder einem Regionsplan. Dazu ein paar herzliche Zeilen wie: „Wir freuen uns, dich bald im Team zu haben!“ Das ist vielleicht keine große Sache – aber genau das macht’s so besonders. Denn bereits junge Menschen möchten spüren: Ich werde gebraucht. Ich gehöre dazu.
Gemeinsam ankommen: Lehrlings-Treffen in der Region
Manche Regionen gehen noch einen Schritt weiter und organisieren Lehrlings-Treffen über Hotelgrenzen hinweg. Bei diesen offenen Begegnungen tauschen sich Lehrlinge aus verschiedenen Betrieben aus, lernen voneinander, entdecken Gemeinsamkeiten – und sehen: „Ich bin Teil einer großen Gemeinschaft!“
Das stärkt das Selbstvertrauen und schafft ein Gefühl von größerer Zugehörigkeit.
Struktur gibt Sicherheit – Menschlichkeit gibt Halt
Ein klar geplanter erster Tag bringt Orientierung für alle Beteiligten. Wer begrüßt die neuen Kolleg:innen? Wer zeigt den Betrieb? Wer stellt die Menschen einander vor? Gleichzeitig braucht es Raum für echte Begegnung: Zeit für ein Gespräch, für Zuhören, Nachfragen, gemeinsames Lachen. Denn oft sind es diese ersten, persönlichen Momente, in denen Verbindungen entstehen – und vielleicht schon die ersten Gemeinsamkeiten. Wenn mehrere Lehrlinge gleichzeitig starten, ist ein gemeinsamer Einstiegstag oder Workshop eine schöne Möglichkeit, das Eis zu brechen. Ein verständliches Mitarbeiter:innen-Handbuch hilft beim Ankommen und gibt Sicherheit im Alltag.
Pat:innen, die begleiten – nicht bewerten
Besonders wertvoll: ein Patensystem. Erfahrene Mitarbeiter:innen begleiten neue Lehrlinge in den ersten Wochen – nicht als Kontrollinstanz, sondern als verlässliche Bezugsperson. Die besten Pat:innen sind präsent, nicht perfekt. Sie erklären Abläufe, zeigen den Betrieb, nehmen die neuen Kolleg:innen mit zum Essen und sind einfach da, wenn’s mal hakt. Wichtig ist: Die Rolle sollte freiwillig übernommen werden – und gut vorbereitet sein. Denn Vertrauen braucht Aufmerksamkeit.
Es geht nicht nur um „Onboarding“. Es geht um den Menschen.
Viele Jahre später erinnern sich Lehrlinge nicht an Prozesse oder PowerPoints – sondern an Gesichter. An Gesten. An das Gefühl: „Hier bin ich willkommen.“ Wenn es uns gelingt, Menschen mit Wärme, Wertschätzung und ehrlicher Begleitung zu empfangen, entsteht mehr als ein Arbeitsverhältnis – es entsteht Verbindung. Und diese Verbindungen halten manchmal ein Leben lang.
Konkrete Umsetzungsempfehlungen für Ihren Betrieb
Vor dem Start:
- Mit den neuen Kolleg:innen in Verbindung treten
- Mitarbeiter:innen-Infos zusenden
- Lehrling intern im Betrieb und extern für Gäste ankündigen
- Pate oder Patin auswählen
Patensystem erarbeiten:
- Pate oder Patin nimmt vorab Kontakt auf
- Arbeitsplatz und Material vorbereiten (Bekleidung, Arbeitsmaterial etc.)
- Begleitung in der Anfangszeit aktiv sicherstellen
Am ersten Arbeitstag:
- Standardisiertes Vorgehen für Begrüßung, Rundgang, Vorstellung und gemeinsames Mittagessen
- Persönliche Begrüßung durch Team und Führungskräfte
- Mitarbeiter:innen-Handbuch übergeben
- Tages- und Wochenplan erklären
- Überblick über Pausen, Abläufe, Räume und Ansprechpersonen geben
- Raum für persönliche Gespräche und gegenseitiges Kennenlernen schaffen
Nach den ersten Tagen:
- Feedbackgespräch führen
- Aktiv nachfragen statt nur abzuwarten
- Weitere Schritte, Entwicklungsmöglichkeiten und Erwartungen besprechen
Weiterbildungstipp zum Thema: Die ÖHV-Abteilungsleiterakademie (AKA)
Mehr über das erfolgreiche Begleiten und Empfangen von Lehrlingen und Mitarbeiter:innen erfahren Führungskräfte in der Abteilungsleiterakademie der ÖHV – mit vielen praktischen Tipps, Einblicken aus der Branche und Raum für Erfahrungsaustausch. Der Abschluss der AKA ersetzt übrigens auch die Lehrlings-Ausbilderprüfung! Die nächste AKA startet am 11.11.2025.