Tourismusindex 2024
Der Tourismusindex gibt die aktuelle Stimmungslage unter Österreichs Tourismusunternehmen wieder. Er wird gewichtet errechnet und folgt dem Schulnotensystem. In den Index fließen folgende Faktoren ein:
- die aktuelle wirtschaftliche Lage sowie die Entwicklungschancen des Tourismus
- die regulatorischen Rahmenbedingungen
- die individuelle Situation und Entwicklung des jeweiligen Unternehmens
Im Jahr 2025 liegt der Tourismusindex aktuell bei einem Gesamtwert von 3,04 (2024: 2,91). Interessanterweise zeigt sich, dass die rund 24 % der Studienteilnehmer:innen, die in Städten ansässig sind, die Lage ihres Unternehmens und der Branche tendenziell etwas pessimistischer einschätzen als ihre Kolleginnen und Kollegen außerhalb der urbanen Zentren. In den Jahren 2023 und 2024 hatte sich hier noch ein umgekehrtes Bild mit einer optimistischeren
Stimmung in den Städten gezeichnet. Wien stellt mit einem Wert von 2,94 hier die Ausnahme dar, weil sich gerade die internationale Nachfrage sehr gut entwickelt hat.
Wirtschaftliche Lage des Tourismus
Regionales Umfeld und betriebliche Rahmenbedingungen
Der Einfluss des Wettbewerbs, sowohl regional als auch überregional, wird von der Mehrheit der Befragten als neutral wahrgenommen (regional: 65 %, Vorjahr: 67 %; überregional: 74 %, Vorjahr: 74 %). Immerhin 15 % (Vorjahr: 16 %) sehen den regionalen Wettbewerb sogar als positiv für den eigenen Betrieb an – dies könnte auf Synergieeffekte eines gut funktionierenden touristischen Ökosystems zurückzuführen sein.
Der Einfluss von Steuern und Abgaben auf die betriebliche Entwicklung wird jedoch zunehmend negativ wahrgenommen: Mittlerweile nehmen 78 % der Tourismusunternehmen hier negative Auswirkungen auf den betrieblichen Alltag wahr. Die allgemeine Kostensituation beeinträchtigt sogar 90 % der Betriebe.
Die Entwicklung der Fachkräfteverfügbarkeit im Tourismus zeigt ein interessantes Bild: Während im von Betriebsschließungen geprägten Jahr 2020 Mitarbeitermangel kaum ein Thema war, erlebten im Folgejahr 2021 bereits 80 % der befragten Betriebe die Arbeitsmarktlage als negativ. In den darauffolgenden Jahren (2022 - 2024) schien sich die Situation etwas zu entspannen. Laut der aktuellen Umfrage ist der Mangel zwar noch weit verbreitet (47 %; Vorjahr: 48 %), allerdings spüren 31 % der Betriebe (Vorjahr: 30 %) keine direkten Auswirkungen. Wie im Vorjahr berichten 22 % sogar von einem positiven Einfluss der Mitarbeiterverfügbarkeit auf ihren Betrieb.
Unternehmerische Entwicklung und Prognose für den Sommer 2025
Aktuell beurteilen die befragten Touristiker:innen die unternehmerische Entwicklung der eigenen Betriebe mit einer Gesamtnote von 2,86. Das signalisiert eine deutliche Abnahme der Zufriedenheit im Dreijahresvergleich (2023: 2,38; 2024: 2,55) und markiert den schlechtesten Wert seit 2017 – ausgenommen des von der Pandemie geprägten Jahres 2020. Obwohl in den letzten beiden Wirtschaftsjahren bei über drei Viertel der Befragten der Umsatz gestiegen ist, hat sich der Gewinn bei fast der Hälfte verschlechtert. Auch für das laufende und kommende Wirtschaftsjahr erwarten die österreichischen Betriebe eine sinkende Ertragskraft.
Für die kommende Sommersaison erwarten 42 % der Beherbergungsbetriebe einen Anstieg der Nächtigungszahlen, während rund ein Viertel mit gleichbleibenden und etwa ein Drittel mit sinkenden Zahlen rechnet. Regional betrachtet ist der Optimismus für den Sommer in Vorarlberg am größten, in der Steiermark am geringsten. Mit Blick auf das kommende Wirtschaftsjahr erwartet mehr als die Hälfte der Befragten (55 %) einen Umsatzanstieg, knapp ein Viertel (24 %) rechnet mit einem Rückgang. Allerdings werden deutlich höhere Ausgaben erwartet, sodass 39 % der Befragten mit einer Verschlechterung ihres Ergebnisses rechnen, während im Gegensatz nur 35 % eine Verbesserung erwarten.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Der angespannte Arbeitsmarkt prägt die österreichische Tourismusbranche seit vielen Jahren, was zu einer gewissen Routine im Umgang mit Fachkräfteengpässen geführt hat. Dennoch suchen weiterhin 65 % (Vorjahr: 69 %) der Betriebe aktiv nach Verstärkung. Ein kleiner Lichtblick ist, dass auch dieses Jahr knapp ein Viertel die Mitarbeiter:innensuche für den Sommer als einfacher empfindet, während die Mehrheit (61 %) von einer ähnlichen Verfügbarkeit wie im Vorjahr ausgeht. Zwar hat sich die Branche angepasst, der Fachkräftemangel kann jedoch von den Betrieben nicht allein gelöst werden – hierzu braucht es nachhaltige Lösungen auch auf überbetrieblicher Ebene.
Investition und Finanzierung
Da weite Teile des Tourismussektors sehr kapitalintensiv sind, gehen Erhalt, Qualitätsverbesserungen sowie Angebotserweiterungen häufig mit beträchtlichen Investitionen einher. Die vorliegende Studie zeigt: Der Zugang zu Kreditfinanzierungen und die Umsetzung von Investitionsprojekten haben sich laut den österreichischen Tourismusunternehmen ab dem Jahr 2021 kontinuierlich verschlechtert und erreichen 2024 mit der bisher negativsten Bewertung von 3,91 einen Tiefpunkt.
Laut aktueller Umfrage ist es für 69 % der Betriebe schwieriger geworden, Kreditfinanzierungen zu erhalten, die restlichen Befragten beschreiben die Situation als unverändert. Ursprünglich für 2024 geplante Investitionen werden von 48 % der Betriebe reduziert und lediglich von 5 % erhöht. Immerhin 47 % führen ihre Investitionen wie geplant durch.
Seit der letzten bedeutenden Finanzkrise von 2008/2009 befand sich die Wirtschaft in einer Periode niedriger Zinsen, wobei der Euribor bis 2021 sogar unter Null fiel. Im Jahr 2022 änderte die Europäische Zentralbank ihren geldpolitischen Kurs und begann, den Leitzins zu erhöhen. Im April 2024 lag dieser bei 4,5 % (im April 2023 bei 3,5 %). Neben dieser neuen Zinslage, die sich laut WIFO-Prognose Mitte 2024 erstmals leicht entspannen könnte, führt die EU schrittweise den sogenannten „Green Deal“ ein. Das bedeutet, dass die meisten Banken in den nächsten Jahren dazu verpflichtet werden, unabhängig von ihrer Größe öffentlich über ihren Beitrag zu den Klima- und Nachhaltigkeitszielen der EU zu berichten. Es ist absehbar, dass damit in Zukunft auch darauf geachtet wird, ob das verliehene Geld für klimafreundliche Investitionen eingesetzt wird.