ÖHV: Frau Falkner, die Wintersaison steht unmittelbar bevor. Wie ist die Buchungslage und welche Trends zeichnen sich ab?
Angelika Falkner: Wir blicken mit einem sehr positiven Gefühl in die kommende Wintersaison. Die Buchungslage ist erfreulich gut, und wir starten mit einem motivierten Team. Unsere Höhenlage spielt uns dabei in die Karten: Viele Gäste legen besonderen Wert auf Schneesicherheit und entscheiden sich bewusst für hochgelegene Regionen. Eine Herausforderung bleibt allerdings der April – in den vergangenen Jahren hat sich gezeigt, dass die Nachfrage in diesem Monat tendenziell zurückgeht.
ÖHV: Der Tages-Skipass kostet in Sölden mittlerweile bis zu 78 Euro – beschäftigt das viele Gäste?
Angelika Falkner: Natürlich beschäftigen Skipasspreise viele Gäste. Gleichzeitig sehen sie sehr deutlich, wie umfassend in das Skigebiet investiert wird. Die hohe Qualität der Anlagen und das gesamte Skierlebnis – mit allen Leistungen, die ein modernes Skigebiet bietet – werden bewusst wahrgenommen. Betrachtet man diese Relation, wirkt ein ganzer Skitag für viele Gäste nachvollziehbar. Gerade bei uns in Österreich ist die Angebotsqualität besonders ausgeprägt.
ÖHV: Wie reagieren Sie auf Gäste, die den Winterurlaub als „zu teuer“ empfinden?
Angelika Falkner: Wenn Gäste den Winterurlaub als zu teuer empfinden, hilft oft ein Vergleich: Für einen einfachen Sonnenschirm am Strand bezahlt man teilweise auch viel Geld – obwohl dahinter kaum Aufwand oder Investition steckt. Beim Skifahren hingegen hängt ein enormer Einsatz an Infrastruktur, Sicherheit, Technik, Personal und täglicher Wartung dahinter. Sobald Gästen bewusst wird, was alles notwendig ist, damit ein Skigebiet überhaupt betrieben werden kann, entsteht schnell Verständnis. Diese Relation kann man sehr gut erklären – und dann sehen viele Gäste den Preis in einem ganz anderen Licht.
ÖHV: Welche Rolle spielen dabei Servicequalität, Erlebnis und emotionale Bindung?
Angelika Falkner: Servicequalität und Erlebnis spielen eine zentrale Rolle – auf allen Ebenen und in allen Bereichen. Beispielsweise fährt der Gast in kurzer Zeit viel mehr Ski, weshalb es auch eine sehr gute und breit gefächerte Gastronomie braucht. Sie ist ein wesentlicher Bestandteil des Skitages. Der Winterurlaub ist ein Gesamterlebnis, und wenn es für den Gast stimmig ist, trägt es stark zur emotionalen Bindung bei.
ÖHV: Womit kann man anspruchsvolle Gäste heute noch wirklich überraschen oder begeistern?
Michael Waschl: Anspruchsvolle Gäste lassen sich heute vor allem durch authentische Aufmerksamkeit überraschen. Es geht weniger um große Gesten als um Momente, in denen sich jemand wirklich gesehen fühlt: ein Service, der Wünsche vorausahnt, kleine Details, die wirklich zum Gast passen, oder Empfehlungen, die zeigen, dass wir ihre Bedürfnisse verstanden haben. Wenn Erlebnisse persönlich werden und nicht austauschbar oder automatisiert wirken, entsteht Begeisterung – und genau diese Form der Aufmerksamkeit ist es, die anspruchsvolle Gäste heute besonders schätzen.
ÖHV: Ein starkes Team ist das Fundament der Luxus-Ferienhotellerie. „Feine Leite“ heißt Ihr Mitarbeiter:innen-Programm – was steckt hinter diesem Ansatz?
Michael Waschl: „Feine Leite“ nennen wir die Kolleginnen und Kollegen, mit denen wir im Central gemeinsam wachsen wollen. Wir verbringen so viel Zeit miteinander – deshalb ist es uns wichtig, dass es menschlich fein passt, wir zusammenhalten und auch gemeinsam Spaß haben. Es geht um mehr als nur einen Job: um Teamgeist, Weiterentwicklung und darum, jeden Tag mit Freude zu gestalten. Besonders zu Saisonbeginn, wenn neue Mitarbeiter:innen dazukommen, ist es eine besondere Aufgabe, alle wieder gut einzuschwören. „Feine Leite“ bringt dieses Miteinander auf den Punkt: Menschen, die anpacken, sich entwickeln wollen und füreinander da sind. Nur so entsteht ein starkes, wertschätzendes Team – und wir können unseren Gästen besondere Erlebnisse bieten.
ÖHV: Welche Werte und Eigenschaften sind Ihnen bei neuen Teammitgliedern besonders wichtig?
Michael Waschl: Bei neuen Teammitgliedern ist uns vor allem wichtig, dass es menschlich gut passt. Denn fachlich kann man alles lernen, wenn jemand bereit ist, sich weiterzuentwickeln. Was zählt, sind Offenheit, Verlässlichkeit, echtes Interesse am Gast und die Bereitschaft, gemeinsam im Team anzupacken. Wenn diese Haltung stimmt, entsteht automatisch ein starkes Miteinander, das sowohl unseren Gästen als auch dem gesamten Team zugutekommt.
ÖHV: Wo und wie findet man heute Menschen, die zu einem Haus wie dem Central passen?
Michael Waschl: Die besten Erfahrungen machen wir tatsächlich mit Empfehlungen aus den eigenen Reihen – und mit Menschen, die unser Haus bereits kennen und oft sogar nach vielen Jahren zurückkehren, weil sie eine gute Zeit bei uns hatten. Wir suchen bewusst dort, wo wir in der Vergangenheit gute Mitarbeiter:innen gefunden haben, und gleichen im Bewerbungsprozess sehr klar die Werte ab. Viele Bewerber:innen beziehen sich dabei selbst auf unser „Feine-Leite“-Prinzip, weil sie auf unserer Team-Seite sehr deutlich sehen, mit wem sie künftig arbeiten würden. Dort gibt es auch unseren Vibe-Check der Führungskräfte und persönliche Einblicke der Mitarbeiter:innen in ihre Bereiche. Wo man arbeitet, sieht man ja auf den Gäste-Kanälen wie unserer Website oder Social Media – aber wer das Team ist, das macht für viele den entscheidenden Unterschied.
ÖHV: Herr Waschl, Sie wurden kürzlich zum Sprecher der ÖHV-Unternehmerakademie (UNA) gewählt – herzlichen Glückwunsch! Was hat Sie motiviert, die UNA zu besuchen?
Weiterbildung ist für meine persönliche Entwicklung essenziell. Ich setze mir regelmäßig neue Schwerpunkte – und die UNA stand schon sehr sehr lange auf meiner Wunschliste. Die hohe Qualität der UNA-Ausbildung ist in der Branche bestens bekannt. Jetzt war für mich der richtige Moment, diesen Schritt zu gehen.
ÖHV: Welche Bedeutung hat Weiterbildung im Central?
Michael Waschl: Gleich nach meiner Anmeldung zur UNA hat sich unsere Front Office Managerin Lisa für den zeitgleichen AKA-Lehrgang entschieden und Katharina, die das gesamte Rezeptionsteam verantwortet, hat eine begleitende Management-Ausbildung in Innsbruck gestartet. Das zeigt sofort eine positive, offene Dynamik – Weiterentwicklung wirkt unmittelbar ins Team hinein.
ÖHV: Herr Waschl, als UNA-Sprecher nehmen Sie künftig auch an den erweiterten Präsidiumssitzungen der ÖHV teil. Wie wichtig ist für Sie der Austausch mit Kolleginnen, Kollegen und Entscheidungsträger:innen?
Michael Waschl: Ich freue mich sehr, mich aktiv für ein Berufsfeld einzusetzen, für das ich wirklich brenne. Der Austausch mit Kolleginnen, Kollegen und Entscheidungsträger:innen ist für mich enorm wertvoll, weil man so nah an den Entwicklungen der Branche bleibt. Es ist faszinierend zu sehen, wie viel Bewegung in unserer Hotellerie steckt – und wenn man zurückblickt, merkt man erst, wie stark sich vieles verändert und weiterentwickelt hat. Genau diesen Prozess möchte ich aktiv mitgestalten.
ÖHV: Welche Impulse kann die UNA für die Weiterentwicklung der Branche geben?
Die UNA bringt frischen Unternehmergeist in die Branche. Durch den Austausch auf Augenhöhe, moderne Managementmethoden und praxisnahe Weiterbildung entstehen Impulse, die direkt in den Betrieben Wirkung zeigen. Die Teilnehmer:innen bringen neue Perspektiven, erprobte Werkzeuge und ein starkes Netzwerk mit zurück – und genau das stärkt die Innovationskraft und Weiterentwicklung der gesamten Hotellerie.
ÖHV: Was wünschen Sie sich persönlich für die Zukunft der österreichischen Hotellerie?
Michael Waschl: Ich wünsche mir, dass wir weiterhin stolz auf das sind, wofür die österreichische Hotellerie weltweit bekannt ist: unsere Qualität, unsere Gastfreundschaft und unser Verständnis für echte Begegnungen. Wenn wir mit Offenheit und Zuversicht in die Zukunft gehen und unsere Stärken weiter pflegen, bin ich überzeugt, dass wir auch künftig erfolgreich bleiben – Schritt für Schritt und immer mit der Bereitschaft, dazuzulernen.
Vielen Dank für das Gespräch und eine erfolgreiche Wintersaison!