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20 Ziele für Österreichs Tourismus

20 Ziele für Österreichs Tourismus

Eine neue WIFO-Kurzstudie im Auftrag der ÖHV legt erstmals messbare Ziele für die österreichische Tourismus-Strategie vor.

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Seit 2010 hat Österreich eine Tourismus-Strategie. Die ÖHV will jetzt nachschärfen: mit definierten Zielen, die den Erfolg von Maßnahmen messbar machen. Angesichts der Vielzahl an Herausforderungen – von der hohen Zahl der offenen Stellen bis hin zur sinkenden Wertschöpfung – und der sich in vielen Bereichen verschärfenden Situation ist das das Gebot der Stunde.

 

Lesen Sie im Anschluss eine Kurzbeschreibung der 20 Ziele. Am Ende des Artikels finden Sie die gesamte Kurzstudie zum Download.

 

Das WIFO hat mit einer Kurzstudie einen wissenschaftlich fundierten Orientierungsrahmen für die Weiterentwicklung der Branche vorgelegt. Sie schlägt 20 Ziele in drei Dimensionen – wirtschaftlich, ökologisch, sozial – vor.

Eine zeitnahe Integration in den Plan T ist dringend zu empfehlen – weil erst Ziele einen Plan zum Plan machen.

Die Ziele wurden für die Tourismus-Strategie des Bundes ausgearbeitet. Adaptierte Ziele – durchaus mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung – können und sollten überall definiert und eingesetzt werden, wo mit einer Tourismus-Strategie gearbeitet wird: Um passende Maßnahmen für die richtigen Ziele zu planen und umzusetzen und den Erfolg zu messen – in erster Linie auf Ebene der Länder: für mehr Wertschöpfung unter gleichzeitiger Berücksichtigung ökologischer und sozialer Aspekte wie steigender Tourismusakzeptanz und besseren Arbeitsbedingungen.

Wirtschaftliche Dimensionen

Die Wertschöpfung je Beschäftigten im Tourismus lag 2023 um 10,7% unter dem gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt. Der Rückstand soll kontinuierlich gesenkt werden, der Abstand bis 2035 auf 2,3% sinken – durch Qualitätssteigerung und mehr betriebliche Effizienz.

Bei der Produktivität je Arbeitsstunde hinken Beherbergung und Gastronomie anderen Branchen deutliche hinterher, lagen 2023 bei nur 60,4%. Bis 2035 soll der Wert auf 64,5% angehoben werden. Der Weg dorthin führt über die Steigerung der Angebotsqualität und mehr Effizienz.

Der Investitionsanteil am Umsatz der Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe lag 2023 bei 12 % - nach 15,5% im Corona-Jahr 2021. Ein weiterer Rückgang etwa infolge steigender Kosten und real sinkender Betriebsergebnisse hätte nachhaltig negative Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit. Bei der Investitionsquote wird kein Zielwert verfolgt, doch beim Unterschreiten einer gewissen Marke – 12% – werden Maßnahmen vorgeschlagen: Investitionsanreize durch die öffentliche Hand und ein leichterer Zugang zur Finanzierung.

Österreichs Einnahmen aus dem internationalen Reiseverkehr übersteigen derzeit die Ausgaben um etwa 15 % des Volumens. Vor Corona war das Plus deutlich höher, lag konstant zwischen 25 und 30%. Angepeilt wird ein Anstieg auf rund 35% bis 2035 – gestützt auf höhere Attraktivität, mehr internationales Marketing und die Steigerung der Inlandsnachfrage.

Der Fachkräftemangel ist in der Beherbergung mit 54 offenen Stellen je 1.000 Beschäftigten hoch. Angepeilt werden muss eine Rückkehr zum Vorkrisen-Niveau von 25 durch Maßnahmen sind durch Arbeitsmarktmaßnahme wie Ausbildungsoffensiven, die Aktivierung des inländischen Arbeitskräftepotenzials, die Weiterführung der Arbeitsmarktöffnung, bessere Arbeitsbedingungen und die steuerliche Entlastung des Faktors Arbeit.

Derzeit kommen auf eine offene Stellen im Beherbergungsbereich 1,9 Arbeitslose. Bis 2035 soll eine Senkung der Stellenandrangsziffer auf 0,6 erreicht werden durch Maßnahmen zur Attraktivierung der Branche als Arbeitgeber.

Der Herfindahl-Index bildet auf einer Skala von 0 bis 1 ab, aus wie vielen Herkunftsmärkten Gäste kommen – ein niedriger Wert ist besser. Österreich lag 2023 bei 0,26 – ein im internationalen Vergleich guter Wert. Angestrebt wird eine Verbesserung auf 0,23 durch marktgerecht diversifiziertes Marketing. Das senkt die Abhängigkeit von einzelnen Märkten und steigert die Resilienz.

Im Tourismusjahr 2022/23 fanden 47,7% aller Nächtigungen in nur vier Monaten statt. Angepeilt werden soll eine Senkung auf 45% bis zum, Tourismusjahr 2034/35 durch den Ausbau des Angebots in der Nebensaison.

Die Aufenthaltsdauer sinkt seit Jahrzehnten und liegt derzeit rund bei 3,3 Nächten. Gegenmaßnahmen hätten wirtschaftlich wie ökologisch positive Effekte. Angestrebter Zielwert ist 3,5 Nächte bis 2035.

Die jährliche Bettenauslastung lag im Tourismusjahr 2023/24 bei 40%, angepeilt ist eine Steigerung auf 51% bis 2035 etwa durch die stärkere Bewerbung der Nebensaison.

Ökologische Dimensionen

Der Tourismusakzeptanz-Saldo lag 2024 bei +38 Punkten – mit großen regionalen Unterschieden. Zielwert für 2035 ist ein landesweiter Durchschnitt von +50. Grundlage sind Kommunikation, Regionalausgleich und Qualität im Gästetourismus.

Die Stundenlöhne im Tourismus liegen aktuell bei rund 60% des gesamtwirtschaftlichen Niveaus, bis 2035 sollen sie – um die Branche attraktiver zu machen – auf 66% steigen.

Der Gender Pay Gap beträgt im Gastgewerbe derzeit rund 7,8 % und damit deutlich unter dem gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt von 18,3%. Zielwert für 2035 ist 5 %. Auch das steigert die Attraktivität der Branche. 

Rund 85 % der Beschäftigten arbeiten ganzjährig – weit mehr als gemeinhin angenommen und auch mehr als im EU-Durchschnitt (78%). Eine Erhöhung – auf 90 % bis 2035 – wird dennoch angestrebt, um die Attraktivität der Branche und die Planungssicherheit für die Betriebe zu verbessern.

Der Anteil der Tourismuslehrlinge an allen Lehrlingen liegt bei etwa 6,9 %, bis 2035 soll mit 9 % das Vorkrisenniveau übertroffen werden. Ziel ist die Nachwuchssicherung durch die Modernisierung der Ausbildung.

Nur 0,3 % der Universitäts- und 0,9 % der FH-Abschlüsse entfallen auf Tourismusstudien. Bis 2035 soll dieser Anteil auf 0,6 % bzw. 1,5 % steigen, um das Qualifikationsniveau der Branche nachhaltig zu steigern.

Ökologische Dimensionen

Der Ausstoß von Treibhausgasen sinkt seit Jahren kontinuierlich, lag 2023 bei etwa 261.000 Tonnen CO₂‑Äquivalent. Sie sollen bis 2035 stärker sinken als 2013 bis 2023. Ziel ist Klimaneutralität, das Zwischenziel eine Senkung auf 80.000 Tonnen 2035. Der Weg dorthin führt über Investitionen, Förderungen und die Steigerung der Energie-Effizienz.

Der aktuelle Anteil erneuerbarer Energieträger liegt in Beherbergung und Gastronomie bei 43 % bzw. 61 %. Bis 2035 wird ein Zielwert von 95 % angestrebt. Dies stützt sich auf gezielte Förderungen und steuerliche Anreize.

Gegenwärtig verbrauchen Beherbergungsbetriebe im Schnitt 9,3 kWh pro Nächtigung, bis 2035 soll sich der Verbrauch entsprechend der bisherigen jährlichen Reduktionsrate deutlich verringern – auf etwa 2,7 kWh. Energieeffizienz und technische Innovationen stehen im Zentrum.

Nur rund 2,8 % der Beherbergungsbetriebe tragen derzeit das Österreichische Umweltzeichen. Bis 2035 soll der Anteil auf 15 % steigen, um Österreich so als nachhaltiges Tourismusziel zu positionieren.

Den gesamten Endbericht finden Sie hier zum Download

Ihr Ansprechpartner

Martin Stanits

Martin Stanits

Leitung Public Affairs & Unternehmenssprecher E-Mail senden +43 1 5330952-20
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