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Deloitte und ÖHV-Tourismusbarometer 2023
Studie

Deloitte und ÖHV-Tourismusbarometer 2023

Mit dem Tourismusbarometer erheben Deloitte und die ÖHV jährlich die Stimmungslage in Österreichs Tourismusbranche. Im Rahmen der diesjährigen repräsentativen Studie haben im April und Mai 2023 rund 230 Unternehmen österreichweit ihre Meinung zur derzeitigen Lage des heimischen Tourismus sowie zu ihrer individuellen betriebswirtschaftlichen Situation geteilt.

22. Juni 2023

Lesezeit: 

Tourismusindex 2023

Der Tourismusindex gibt die aktuelle Stimmungslage unter Österreichs Tourismusunternehmen wieder. Er wird gewichtet errechnet und folgt dem Schulnotensystem. In den Index fließen folgende Faktoren ein:

  • die aktuelle wirtschaftliche Lage sowie die Entwicklungschancen des Tourismus
  • die regulatorischen Rahmenbedingungen
  • die individuelle Situation und Entwicklung des jeweiligen Unternehmens

2023 liegt der Tourismusindex bei einem Gesamtwert von 2,97. Erstmals seit 2019 ist der Wert damit wieder unter 3. Nachdem die Corona-Pandemie bisher unterschiedliche Auswirkungen auf den städtischen sowie den ländlichen Tourismus hatte, erfolgt zudem eine separate Betrachtung des Tourismusindex für Stadt und Land: Der Städtetourismus hat sich bereits im Vorjahr langsam wieder in eine positive Richtung bewegt, nachdem dieser von der Pandemie besonders stark betroffen war. Heuer ist die Gesamtstimmung der städtischen Touristikerinnen und Touristiker besser als jene ihrer Kolleginnen und Kollegen mit Betrieben außerhalb des urbanen Raumes.

Im Bundesländervergleich zeigt sich Wien mit einem Indexwert von 2,57 besonders positiv gestimmt.

 

Wirtschaftliche Lage des Tourismus

Zwischen November 2022 und März 2023 konnte der österreichische Tourismus insgesamt 61,1 Millionen Nächtigungen verzeichnen. Das sind zwar rund 5,5 % weniger als im letzten Vergleichszeitraum vor Corona, aber ganze 35 % mehr als im Vorjahr. Es scheint ganz so, als hätten die Gäste Corona hinter sich gelassen. Doch wie bewerten die österreichischen Tourismusbetriebe die aktuelle wirtschaftliche Lage?

Die vergebenen Noten ergeben sich aus der Einschätzung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage im eigenen Bundesland und der regionalen Tourismus- entwicklung innerhalb des letzten Jahres sowie aus der Erwartung der wirtschaftlichen Lage des Tourismus im eigenen Bundesland in den nächsten zwölf Monaten. 2020 war wirtschaftlich und insgesamt von der Stimmung her ein pessimistisches Ausreißerjahr. Im Jahr 2023 wird die wirtschaftliche Lage im eigenen Bundesland wieder mit ähnlichen Noten wie vor der Pandemie bewertet.

Auffallend ist, dass die aktuelle Wirtschaftslage heuer seit 2020 am positivsten bewertet wird: 58 % der Befragten vergeben ein „Gut“ oder „Sehr gut“, weitere 33 % ein „Befriedigend“. Trotz der turbulenten Zeiten am Zinsmarkt und der massiven Geldentwertung wird die Entwicklung der wirtschaftlichen Lage des Tourismus in den vergangenen zwölf Monaten mit 2,64 – und damit etwas besser als „Befriedigend“ – bewertet. Negative Einflüsse durch das erheblich gestiegene Zinsniveau und die hohen Inflationsraten sind jedoch im eigenen Betrieb spürbar (siehe dazu Kapitel „Regionales Umfeld und betriebliche Rahmenbedingungen“). 50 % der österreichischen Touristikerinnen und Touristiker finden, dass sich die Lage der Branche seit April 2022 verbessert hat, rund 30 % verspüren eine Verschlechterung. Beim Blick in die Zukunft vergeben die Betriebe eine Note von 2,92.

Regionales Umfeld und betriebliche Rahmenbedingungen

Der Einfluss des Mitbewerbs auf den eigenen Betrieb wird sowohl regional als auch überregional von nahezu 70 % aller Befragten als neutral eingestuft. Immerhin 13 % empfinden den regionalen Mitbewerb als positiv für den eigenen Betrieb, was möglicherweise mit der Erkenntnis verbunden ist, dass ein gut entwickeltes touristisches Ökosystem sich auch positiv auf den eigenen Betrieb auswirkt. Ähnlich konstant, aber mit deutlich negativem Einfluss auf den eigenen Betrieb, wird die allgemeine Kostensituation bewertet: Ganze 91 % der österreichischen Tourismusbetriebe spüren die negativen Auswirkungen der gestiegenen Kosten. Mit einem Wert von 4,22 hat die allgemeine Kostensituation wie auch schon im Vorjahr mit Abstand den negativsten Einfluss auf die Betriebe. Die Steuer- und Abgabensituation wirkt sich auf 71 % der touristischen Unternehmen negativ aus.

 

Während der Pandemiejahre 2020 und 2021 haben Corona- Entschädigungen und niedrigere Betriebskosten die Auswirkung der Abgabenlast zwar reduziert, aktuell spüren die Betriebe diese jedoch wieder verstärkt. Die Verfügbarkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wirkt sich im Zeitverlauf unterschiedlich aus. 2020 – im ersten Jahr der Pandemie mit entsprechend vielen Schließzeiten für Tourismusbetriebe – spürten die Unternehmen nahezu keinen Personalmangel, 2021 hat die Situation umgeschlagen. 80 % der Befragten beeinflusste die Arbeitsmarktsituation negativ. In den letzten beiden Jahren ist dieser Wert wieder etwas abgeflacht: Aktuell fühlen sich 58 % von der mangelnden Verfügbarkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter negativ beeinträchtigt.

Unternehmerische Entwicklung und Prognose für den Sommer 2023

Die Studie offenbart eine grundsätzliche Zufriedenheit mit dem vergangenen Winter. Es gibt keine großen Ausreißer, die Wiener und Kärntner Betriebe sind etwas zufriedener als die Betriebe in den restlichen Bundesländern. Die Erwartung an gute Umsätze im bevorstehenden Sommer – in der Beherbergung eingeschätzt durch die bisherige Buchungslage – sind in Wien jedoch höher (1,67) als in den anderen Bundesländern. Hier hinken Vorarlberg und Niederösterreich leicht hinterher.

 

Die Preisdurchsetzung hat sich im Vergleich zur Wintersaison 2021/22 für 54 % der Befragten verbessert, für den Sommer sind 44 % optimistisch, ihre Preise besser als im Sommer 2022 durchsetzen zu können. Dabei hilft die zunehmende Kurzfristigkeit der Buchungen einer Mehrheit an Unternehmen, einen höheren Preis zu erzielen. Nur ein kleiner Anteil von 6 % der österreichischen Tourismusbetriebe verkauft bei kurzfristigen Buchungen unter dem Durchschnittspreis.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Die Lage am Arbeitsmarkt ist angespannt – das spüren die österreichischen Tourismusbetriebe schon seit vielen Jahren. Viele sind daher gezwungenermaßen bereits erprobt im Umgang mit der mangelnden Verfügbarkeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Zwar sind 69 % der Betriebe zum Befragungszeitpunkt auf der Suche nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, ganze 87 % bewerten das Finden von geeigneten Arbeitskräften als gleich schwierig oder sogar noch schwieriger als bisher, aber insgesamt geht man mit den negativen Auswirkungen dieses Mangels zusehends besser um.

Investition und Finanzierung

Seit der letzten großen Finanzkrise 2008/2009 befanden wir uns in einer Niedrigzinsphase, wobei der Euribor bis 2021 sogar unter Null lag. Im Jahr 2022 ist die Europäische Zentralbank von ihrem bisherigen Zinskurs abgewichen und hat begonnen den Leitzins zu steigern. Im April 2023 lag dieser bei 3,5 %. Die Beurteilung des Zuganges zu Kreditfinanzierungen sowie die Durchführung von Investitionsvorhaben durch die österreichischen Tourismusunternehmen verschlechterte sich 2021 und kommt 2023 bei der bislang negativsten Note von 3,7 zu liegen.

Für 58 % der Befragten ist es schwerer geworden, Kreditfinanzierungen zu bekommen, für den Rest ist die Situation unverändert. Ursprünglich für 2023 geplante Investitionen werden von 36 % der Betriebe reduziert, von 8 % erhöht und 56 % führen die Investitionen wie geplant durch. Zusätzlich zur neuen Zinssituation werden in absehbarer Zukunft voraussichtlich auch die Kreditvergabekriterien verändert: Die EU setzt schrittweise den sogenannten „Green Deal“ um. Damit werden in den nächsten fünf Jahren die meisten Banken – unabhängig von deren Größe – verpflichtet, über ihren Beitrag zu den EU-Klima- und Nachhaltigkeitszielen öffentlich zu berichten. Aus heutiger Sicht kann nur vermutet werden, dass es dabei auch ein Thema sein wird, für welche Investitionen Kredite vergeben werden.

Ihr Ansprechpartner

Oliver Schenk MA

Oliver Schenk MA

Public Affairs E-Mail senden +43 1 5330952-24

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