
Sonntag, 12. Jänner
Reitterer wünscht sich von der neuen Regierung einen touristischen Turbo
„Wir stehen jeden Tag auf der Bühne, bei uns dreht sich alles um Bühne und Inszenierung. Und wie dieses eindrucksvolle Festspielhaus zeigt, ist gelungene Inszenierung alles“, begrüßte ÖHV-Präsidentin Michaela Reitterer die Festgäste, um gleich darauf mit sichtlicher Freude auf die aktuelle Lage überzuleiten: „Uns ist Großartiges gelungen“. Der Tourismus findet sich gleich mit sieben Seiten im Regierungsprogramm („unter Rot-Schwarz waren es nur wenige Zeilen“). Die programmatischen Verbesserungen reichen von praxisnahen Arbeitsmarktlösungen bis zur vereinfachten Betriebsübergabe. „Darauf müssen wir jetzt aufbauen“, betonte die ÖHV-Chefin, und weitere Verbesserungen anmahnen, von der Anpassung der anachronistischen Abschreibungsfristen bis hin zur Schaffung eines Regelwerks, das Plattformen aber auch den Arbeitgebern gleiche und faire Chancen einräumt. „Dazu erhoffe ich mir mehr als Rückenwind seitens der Regierung, ich wünsche mir eine Windmaschine, einen richtigen Turbo!“

Köstinger: „Machen dort weiter, wo wir im Juni aufhören mussten!“
Die jüngste Regierungsbildung war eine anstrengende und herausfordernde Zeit, berichtete Tourismusministerin Elisabeth Köstinger, die von Michaela Reitterer mit besonderer Herzlichkeit begrüßt wurde. Es gab intensive Verhandlungen, das Regierungsprogramm war eine „schwere Übung“, so die 'alt-neue' Ministerin, „doch können wir jetzt dort weitermachen, wo wir im Juni aufhören mussten“. Köstinger erinnerte an die schweren Zeiten, als dem Tourismus von Rot-Schwarz mannigfache Prügel vor die Füße geworfen wurden. Nach dem „Tal der Tränen“, durch das die Branche viele Jahre geschickt wurde, konnte diese Entwicklung 2017 gestoppt werden. Die Situation heute sei mit früher nicht zu vergleichen. Noch bestehende offene Punkte werde man in konstruktiver Arbeit kontinuierlich abbauen. Als einen wesentlichen Schwerpunkt ihres über den Tourismus hinausreichenden Ressorts, bezeichnete die Ministerin den Breitbandausbau („5G“). Dies seien die „Güterwege des 21. Jahrhunderts“. Der Ausbau soll die schlechtere Position der Ferienhotels gegenüber der Stadthotellerie ausgleichen. Großes Potential ortet die Ministerin in der Kulinarik und somit im „erfolgversprechenden Dreieck Tourismus – Landwirtschaft – Kulinarik“.

Politikberater Hofer: „Ent-pört euch! Bleibt im Gespräch!“
Nach der Begrüßung durch Michaela Reitterer setzte Politikberater Thomas Hofer mit seiner politischen Analyse gewohnt routiniert einen weiteren Akzent an diesem Eröffnungsabend. Nach dem Vertrauensverlust der vergangenen Monate sei es der Politik gelungen, wieder festen Boden unter den Füßen zu bekommen. Die neue Regierung, so Hofer, könne international als Vorbild gefeiert werden. Das sei auch ein Symbol dafür, dass es gelingen kann, gesellschaftliche Brüche zu überwinden. Er hat auch zur kritischen Sicht der politischen Landschaft aufgerufen: „Ent-pört euch! Wir dürfen die politischen Entwicklungen der Vergangenheit, sowohl in Österreich als auch international nicht als Usus hinnehmen. Bleibt im Gespräch!“, forderte Hofer das Publikum auf.

Präsidenten-Talk zu Herausforderungen im Alpenraum
Beim „Präsidenten-Talk“ über aktuelle Herausforderungen der Hotellerie im Alpenraum waren sich Angela Inselkammer (DEHOGA Bayern), Manfred Pinzger (HGV Hoteliers- und Gastwirteverband Südtirol), Michaela Reitterer (ÖHV) und Andreas Züllig (Hotellerie Suisse) einig, dass es – bei allen regionalen Unterschieden – viele Themen gibt, die allen gemeinsam sind. „Tauschen wir uns aus, kommen wir ins Tun, um unser Standing zu verbessern“, schlussfolgerte Reitterer.
Hauptsorge der Südtiroler sei es, wie man die Gäste halten könne. Das Land, so Pinzger, hänge sehr stark von Italien ab. Von der Regierung in Rom kommen Vorgaben, die nur sehr schwer umzusetzen sind. Seit 1945 gab es zwar unzählige Regierungen, aber immer noch kein Tourismusministerium. Sehr stark mache sich der Fachkräftemangel bemerkbar. Ähnlich argumentierte auch Angela Inselkammer, die sich eine stärkere Flexibilisierung und ein Umfeld, „in welchem wir selber handeln können“, wünschte. Österreich sei da schon weiter, meinte die DEHOGA-Repräsentantin. „In der Schweiz leben wir zwar in paradiesischen Zuständen“, sagte Züllig. „Es bleiben aber die drei W – Währung, Wirtschaft und Wetter – die uns sehr beschäftigen“. In Österreich gäbe es immer noch Luft nach oben, so Reitterer – in jedem Ressort sollte sich jemand um den Tourismus kümmern und ein Entbürokratisierungsbeauftragter steht auch noch auf der Wunschliste der ÖHV.
Mit Stellungnahmen zum Thema Digitalisierungging die Podiumsdiskussion der Alpen-Präsidenten in die Endrunde. Die Hotellerie sei die am meisten digitalisierte Branche des Landes, behauptet Inselkammer. Dabei sei die Digitalisierung immer nur Mittel zum Zweck, am wichtigsten bleibe der Kontakt zum Gast. Der Alpenraum hat eine große Zukunft, war man sich abschließend einig. Sicherheit, Ordnung und Entschleunigung in Naturräumen sind zunehmend gefragt. Was alle beteiligten Länder brauchen können, sind politisches Verständnis, einen Austausch der Fachkräfte sowie Deregulierung. „Man muss nicht alles in Gesetze gießen", wünschen sich Züllig und Pinzger.