„Mehr Aufwand ohne einen Cent mehr am Konto der Mitarbeiter: Das wirkt auf den ersten Blick nicht sehr überzeugend. Auf den zweiten auch nicht“, sieht ÖHV-Generalsekretär Markus Gratzer die vida-Idee einer Tourismuskasse skeptisch. Die Bauarbeiter-Urlaubskasse, von der vida immer als Vorbild hingestellt, beschäftigt laut eigenen Angaben 245 Mitarbeiter: „Das ist kein Gamechanger, sondern Verwaltung wie im vorigen Jahrhundert“, verweist Gratzer auf paritätisch besetzte Gremien mit Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-Direktor, zig Ausschussmitglieder und Beiräte je Bundesland: „Ob die Mitarbeiter Verständnis dafür haben, wenn ihre Arbeitgeber solche Apparate durchfüttern? Da steigen die Lohnnebenkosten, nicht die Nettolöhne.“
Kosten und Nutzen der Bauarbeiter-Urlaubskasse werden auch in der eigenen Branche kritisch gesehen. Denn im Tourismus, der von der Gewerkschaft immer öffentlich kritisiert wird, stiegen die Beschäftigtenzahlen 2008 bis 2019 um 24%, am Bau trotz der als Erfolgsmodell gefeierten Urlaubskasse um 10%, so Gratzer: „Eine Erfolgsgeschichte sieht anders aus.“ Die ÖHV und ihre 1600 Mitglieder sind Vorreiter im Bereich der Weiterbildung, Employer-Branding und bei Mitarbeiterinitiativen wie dem ÖHV-Trainee Programm. „Wir arbeiten gerne gemeinsam mit der vida an konkreten Vorschlägen, um die Branche noch attraktiver zu machen. Dabei sollte aber der Blick in die Zukunft gerichtet sein, Konzepte aus dem vorigen Jahrhundert sind da fehl am Platz.“