„Eine Themenverfehlung der Sonderklasse“ sieht ÖHV-Generalsekretär Dr. Markus Gratzer in der klischeebehafteten „Analyse“ der AK Oberösterreich zum Tourismusarbeitsmarkt: „Dass Nachfrageschwankungen sich auf den Mitarbeiterbedarf auswirken, wird der AK nicht unlogisch erscheinen“, verweist Gratzer etwa auf Eissalons und Maroniverkäufer: „Wenn der AK-Präsident die ganzjährig beschäftigen will, werden die Preise für Eis und Maroni explodieren. Und dann kann die AK Presseaussendungen über Preisanstiege bei Eis und Maroni aussenden. Es ist das immer gleiche Spiel. Weil es offenbar zu mehr nicht reicht und an grundlegendem Verständnis fehlt, wie Märkte funktionieren.“ Die ÖHV arbeite intensiv an Lösungen für aktuelle Herausforderungen, wie am gerade zu Ende gegangene ÖHV-Kongress mit 700 Teilnehmer:innen und einer Vielzahl von Experten, allen voran Arbeitsminister Dr. Martin Kocher, WIFO-Arbeitsmarktexpertin Dr. Margit Schratzenstaller und vielen, vielen mehr. Dass von der AK Oberösterreich trotz Einladung es niemand der Mühe wert gefunden hatte, das Highlight zum touristischen Arbeitsmarkt auch nur als Gast zu besuchen, zeige die Ernsthaftigkeit, mit der man sich um das Thema und damit um die Verbesserung der Rahmenbedingungen für die eigenen Pflichtmitglieder bemüht: „Es geht ganz offensichtlich nur um billige Stimmungsmache und um sonst gar nichts.“
Jahrzehntelanges Branchenbashing ohne Erfolge
„Grundfalsch sind die immergleichen Schuldzuweisungen, mit denen die AK pauschal eine Branche anschwärzt und ihren Pflichtmitgliedern die Arbeit vergällt. Oberösterreich hat Vorzeigebetriebe im Tourismus mit hochmodernen Arbeitszeit- und Vergütungsmodellen samt E-Autos für Mitarbeiter:innen. Die ÖHV forciert und propagiert das, holt diese Parade-Unternehmen beim bundesweiten ÖHV-Kongress als best practice auf die Bühne, damit sie Nachahmer:innen finden. Die AK kann nur undifferenziertes Branchenbashing und hat seit vielen Jahren damit nichts erreicht. Wo sind die Erfolge dieses jahrzehntelangen immergleichen Branchenbashings? Was wollen Sie damit erreichen?“, hinterfragt Gratzer. Die AK Oberösterreich könnte – so wie es in anderen Bundesländern geschieht – an Projekten etwa im Bereich der dualen Ausbildung konkret an der Verbesserung der Situation der Auszubildenden und Beschäftigten mitwirken: „Das wäre sinnvoll!“
Heißer Tipp: Nach vorne schauen statt in der Mottenkiste wühlen
Arbeitsminister Kocher wies beim ÖHV-Kongress anhand aktueller Daten auf, dass auch in der Krise nicht mehr Menschen die Branche verlassen haben, und mit dem Ende der Corona-Wirren würde auch die Zahl der Neueintritte sich wieder stabilisieren, so Gratzer. Schratzenstaller führte eindrücklich vor Augen, wie hoch die Abgabenlast auf Arbeit ist: „Auch eine ‚größte Steuerreform aller Zeiten‘ nach der anderen führte nur zur marginalen Entlastung, die sofort wieder verpuffen. Da müssen wir ansetzen müssen und neu denken. Arbeiten wieder attraktiver zu machen in Österreich sollte ganz oben auf der Prioritätenliste der Pflichtinteressenvertretung für Arbeit stehen und nicht das immer gleiche Branchenbashing aus der Mottenkiste, weil man es immer schon gemacht hat.“
Arbeit entlasten. AK könnte ersten Schritt setzen, wenn sie es ernst meint.
Von der im internationalen Vergleich extrem hohen Abgabenquote von 42,5% (im EU-Durchschnitt sind es 36,4%) finanziert Österreich einen extrem hohen Anteil durch Abgaben auf Arbeit: Laut WIFO-Analyse liegt die effektive Abgabenlast auf Arbeit bei 41,7%. Das ist der zweithöchste Wert in der EU, deutlich über dem Durchschnitt der EU28 von 34,2%. „Setzen wir da an, sehen wir zu, dass die Österreicher:innen wieder mehr in die eigene Tasche statt ins System arbeiten. Die AK könnte einen Anfang machen, ihre Pflichtbeiträge reduzieren und so sinnlose Studien gleich als erstes einsparen“, empfiehlt Gratzer als ersten Schritt im Sinn der Pflichtmitglieder.