Tourismusindex 2021
Der Tourismusindex gibt die aktuelle Stimmungslage unter Österreichs Tourismusunternehmen wieder. Er wird gewichtet errechnet und folgt dem Schulnotensystem. In den Index fließen folgende Faktoren ein:
- die aktuelle wirtschaftliche Lage sowie die Entwicklungschancen des Tourismus
- die regulatorischen Rahmenbedingungen
- die individuelle Situation und Entwicklung des jeweiligen Unternehmens
2021 liegt der Tourismusindex bei einem Gesamtwert von 3,10. Österreichs Touristiker schätzen somit ihre Lage und jene der Branchen etwas weniger negativ ein, als noch im aktuen Krisenjahr 2020. Mit Blick auf die Bundesländer zeigt sich das Burgenland und Kärnten mit einem Wert von 2,89 am zufriedensten, während Wien mit 3,46 den schlechtesten Wert (obwohl sich auch hier der Wert zum Vorjahr mit 4,23 deutlich verbessert hat).
Wirtschaftliche Lage des Tourismus
Noch nie war die Nachfrageentwicklung so unvorhersehbar, regional unterschiedlich und dynamisch wie in den vergangenen zwei Jahren. Während die Branche im Corona-Sommer 2020 fast ein Drittel der Nächtigungen und bei den Ankünften knapp 43 % wegbrachen, zeigt die Sommersaison (Mai bis August) 2021 zum Vergleichszeitraum vor der Corona-Krise 2019 einen geringeren Rückgang (-21 % bei den Nächtigungen und -32 % bei den Ankünften).
Fürchteten Österreichs Touristikerinnen und Touristiker zum Sommerende 2020 eine negative Entwicklung der Branche – 77 % der Befragten glaubten an eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage im eigenen Bundesland im kommenden Jahr – erwies sich diese, trotz Mega-Lockdown im Winter, als nicht so folgenschwer wie erwartet: Im vergangenen Jahr verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage nach eigenem Empfinden für 34 % der Befragten. Mehr als die Hälfte sah eine Verbesserung.
Der Blick auf die kommenden 12 Monate: Die Mehrheit (54 %) rechnet mit einem positiven Klima, 23 % mit einer Verschlechterung.
Regionales Umfeld und betriebliche Rahmenbedingungen
Das regionale Umfeld sowie betriebliche Rahmenbedingungen sind Gegebenheiten außerhalb des Unternehmens, die sich auf die Betriebsführung auswirken, aber nur bedingt beeinflussbar sind. Darunter fallen die Steuer- und Abgabensituation, die Kostensituation, die Mitarbeiterinnen- und Mitarbeiterverfügbarkeit sowie der Mitbewerb. Traditionell empfinden Österreichs Tourismusunternehmen diesen Einfluss tendenziell als hinderlich. Während im Vorjahr der negative Einfluss erstmals rückläufig war, ist heuer nicht nur wieder alles beim Alten, der Wert verschlechterte sich sogar im Vor-Krisen-Vergleich.
Drei Viertel der Befragten merkt, wie sich die allgemeine Kostensituation (z.B. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter- sowie Energiekosten) spürbar auf den Betrieb auswirkt (2019: 73 %, 2020: 64 %). 62 % sehen aufgrund der aktuellen Mitarbeiterinnen- und Mitarbeiterverfügbarkeit negative Folgen (64 % im Vor-Corona-Jahr 2019, 38 % 2020).
Während die Steuer- und Abgabensituation im Vorjahr bedingt durch Corona Beihilfen auf 44 % der Betriebe noch positive Auswirkungen, verschlechterte sich die Situation 2021 drastisch: nur 18 % nehmen die steuerlichen Gegebenheiten noch als positiv wahr. Ein Drittel der Befragten spürte keinen Einfluss, 48 % merken negative Effekte.
Die Mehrheit der Unternehmen (61 %) nimmt keine betriebliche Beeinflussung durch Mitbewerber wahr. Pre-Corona merkten die Unternehmen noch stärker die Auswirkungen des regionalen als des überregionalen Mitbewerbs, 2021 hat die Situation gedreht.
Geschäftsentwicklung 2021
Mit der Gesamtnote 2,74 beurteilen die heimischen Touristikerinnen und Touristiker die Entwicklung des eigenen Unternehmens in der vergangenen Sommersaison 2021. Betriebe am Land sind etwas zufriedener (2,67) als in der Stadt (3,06). Starke Veränderungen gab es beim Buchungsverhalten der Unterkunftsgäste, 91 % merken eine Erhöhung der Kurzfristigkeit der Buchungen. 47 % können bei kurzfristigen Buchungen höhere Preise durchsetzen. Auch hier zeigt sich ein besseres Bild für Betriebe am Land als in der Stadt.
Prognose für die Wintersaison 2021/22
Für die bevorstehende Wintersaison rechnet sieht die Mehrheit der österreichischen Tourismusunternehmen ein Umsatzminus im Vergleich zu dem Winter 2019/20. Auch die Preisdurchsetzung wird sich verändern: Tourismusbetriebe am Land rechnen damit sich zu verbessern, während die Mehrheit der städtischen Touristikerinnen und Touristiker Verschlechterungen erwartet.
Corona und 2G
Mit 8. November wurde die 2G-Regel (Geimpfte und Genesene) für die gesamte Branche beschlossen. 70 % der Befragten glaubten zum Zeitpunkt der Befragung an einen Umsatzrückgang durch Einführung der 2G-Regel. Vor allem Familien mit (ungeimpften, nicht genesenen) Jugendlichen würden dadurch von einer Reise abhalten. Positiv beurteilten die Befragten die Durchführung von Tests im Zwei-Tages-Rhythmus. Ein Drittel hätte die 2G-Regel auch allgemeine Pflicht im eigenen Betrieb eingeführt.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
War durch die Corona-Krise das Thema Arbeitskräftemangel kurzzeitig etwas in den Hintergrund gerückt, ist es momentan aktueller denn je. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht absehbar. Derzeit suchen 84 % der Hotels und 65 % der Gastronomie- und Freizeitinfrastrukturbetriebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
In der vergangenen Sommersaison war es für mehr als ein Drittel der Betriebe schwieriger, offene Stellen zu besetzen. Für die anstehende Wintersaison befürchten 9 von 10 Ferienhotels, dass es noch herausfordernder wird. In den Städten rechnen 86 % mit einer schwierigeren Situation als bisher. Dieser Arbeitskräftemangel wirkte sich für insgesamt 62 % der Tourismusunternehmen negativ aus.
Investition und Finanzierung
Rund die Hälfte der Befragten wird 2021/22 nicht wie ursprünglich geplant investieren. Der Beherbergungssektor reduziert seine Investitionen weniger als Gastronomie und Freizeitinfrastrukturbetriebe.
Die Investitionsprämie und die behördlichen Schließungen haben im Winter 2020/21 das Investitionsverhalten ebenso beeinflusst: Investitionen, die ursprünglich für 2021/2022 geplant waren, wurden bereits vorgezogen.