ÖHV: In vielen Hotels, im speziellen Wellness-Hotels, spielen die Energiekosten mittlerweile eine wichtige Rolle. Wie kann Solarenergie helfen, die Kosten zu senken?
Roger Hackstock: Das Einsparungspotenzial ist bei Hotels und Thermen höher als im privaten Wohnbau, da die Solaranlage durch den vergleichsweise hohen Wärmebedarf bis zu 20 Prozent mehr Ertrag pro Jahr bringt. Wieviel im Einzelfall an Öl, Gas oder Strom eingespart wird, hängt vom Verhältnis der verfügbaren Dachfläche zum Wärmeverbrauch im Hotel ab. Als Faustregel gilt, dass mit einem Quadratmeter Kollektorfläche 60 bis 80 Liter Öl oder 60 bis 80 Kubikmeter Erdgas pro Jahr eingespart werden können, die man nicht mehr einkaufen muss, und das über Jahrzehnte. Solaranlagen in Hotels werden vom Klimafonds überdies großzügig gefördert, was die Amortisationszeit zusätzlich verkürzt.
ÖHV: Haben wir in Österreich genug Sonne oder rechnet sich das nur bei Hotels am Mittelmeer?
Roger Hackstock: In Österreich ist ausreichend Sonne vorhanden, die wichtigste Voraussetzung ist genügend Dachfläche mit einer Ausrichtung von Südost bis Südwest, sowie genug Platz im Heizraum für den Speicher. Die Hotellerie bietet perfekte Voraussetzungen für Solaranlagen, weil fast das ganze Jahr ein hoher Wärmebedarf besteht. Warmes Wasser wird fast immer gebraucht – von der Küche und Wäscherei, über die Zimmer bis hin zum Spa-Bereich.
ÖHV: Welche technischen Voraussetzungen sind nötig, um im Hotel Solarenergie zu nutzen?
Roger Hackstock: Solaranlagen brauchen genügend Platz im Heizraum für den Wärmespeicher, was bei Hotels und Thermen viel leichter ist als beim Wohnbau, da Schwimmbecken ebenfalls große Wärmespeicher sind. Wichtig ist die bauliche Möglichkeit der Kollektorplatzierung am Dach, alle südlichen Flächen zwischen West und Ost können dafür genutzt werden. Wir empfehlen auf heimische Produkte zu achten, da wir in Österreich traditionell eine lange Erfahrung mit Solartechnik haben, die in alle Welt exportiert wird. Mit dem Austria Solar Gütesiegel hat man zusätzlich den Vorteil längerer Garantiezeiten und geringere Energieverluste durch hocheffiziente Speicher und Pumpen.
ÖHV: Können Sie ein paar Beispiele von Hotels mit Solaranlagen aus der Praxis nennen?
Roger Hackstock: Mittlerweile ist in jedem fünften Beherbergungsbetrieb in Österreich eine Solarwärmeanlage installiert, wie die Statistik zeigt. Ein Beispiel ist das Stadthotel Wilhelmshof in Wien, das seit 10 Jahren die Sonne nutzt. Die Sonne versorgt die Küche, die Zimmer und hauseigene Wäscherei mit Warmwasser. Die Anlage hat sich mittlerweile amortisiert und liefert noch gut ein bis zwei Jahrzehnte gratis Energie. Ein anderes Beispiel ist das Wellnesszentrum Samsunn in Mariapfarr. Die gesamte Anlage mit Wellnessbereich, Sauna, Dampfbad und Freibad hat einen enormen Energiebedarf. Um die Energiekosten zu senken wurde 2004 eine Solaranlage eingebaut, das Hotel spart nach eigenen Angaben jährlich 1.500 Euro an Energiekosten.
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