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"Geh mit der Zeit – oder geh!"
Interview, Arbeit & Fachkräfte

"Geh mit der Zeit – oder geh!"

Covid ist nicht schuld. Aber die Pandemie hat schonungslos aufgezeigt, was in der Branche in Sachen Mitarbeiter:innen schiefläuft. Das sagt Jürgen Pichler, Gründer und CEO von Rolling Pin. Er legt im lobby-Interview nicht bloß den Finger auf die Wunde, sondern kennt auch Lösungen!

20. Juni 2022

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die lobby: Herr Pichler, wie hat sich die Pandemie Ihrer Meinung nach auf den touristischen Arbeitsmarkt ausgewirkt?

Jürgen Pichler: Es war schon vor Covid schwierig, aber Covid hat sich als Brandbeschleuniger entpuppt. Aktuell fehlen der Branche 40.000 Mitarbeiter:innen – aus einem einfachen Grund: Die Menschen haben aus Angst um ihre Arbeitsplätze ihren Blick geschärft
und sind draufgekommen, dass in anderen Arbeitswelten bessere Bedingungen herrschen. Ich sag’ nur: Freies Wochenende! Gleichzeitig wurde der potenzielle Nachwuchs gewarnt und bleibt fern.

die lobby: Kann man diese Entwicklung auch irgendwie belegen?

Jürgen Pichler: Wir haben eine Umfrage unter Menschen, die die Branche verlassen haben, gemacht. Daran haben 4.711 Ex-Kolleginnen und Kollegen teilgenommen und das Ergebnis war eindeutig: 51 % sagen, dass sie wegen der schlechten Arbeitszeiten gegangen sind. Das ist die gute Nachricht.spiel in der Schweiz, muss die Vorgabe sein. Wir sind in einem Strukturwandel und müssen uns diesem in jeglicher Form stellen. 

51 % sagen, dass sie wegen der schlechten Arbeitszeiten gegangen sind.

Jürgen Pichler
CEO Rolling Pin

die lobby: Wie kann das eine gute Nachricht sein?

Jürgen Pichler: Weil das die Arbeitgeber:innen aktiv beeinflussen können. Bevor man also das Jobinserat pimpt, sollte man überlegen, wie man die Bedingungen verbessert.

die lobby: Gut, aber wie können Arbeitgeber:innen nun darauf reagieren?

Jürgen Pichler: Da muss man sich neue Optionen einfallen lassen. Man sollte sich fragen: Wie kann ich meinen Betrieb so strukturieren, dass eine Mutter ihr Kind vom Kindergarten abholen kann? Das bedeutet vielleicht auch, dass man nicht mehr drei Menüs auf der Karte hat, sondern nur noch eines.

die lobby: Wenn ich solche Lösungen habe, muss ich das kommunizieren. Wie mache ich das?

Jürgen Pichler: Es gibt kein Allheilmittel. Aber man muss dem Gesetz der großen Zahl folgen. Heißt: viel Sichtbarkeit! Doch das hat nur Sinn, wenn die Jobinserate auf die jeweiligen Channels zugeschnitten sind. Die Bildsprache muss stimmen, der Text muss sitzen. Die Menschen, gerade die jungen, sind durch Social Media auf kurze Botschaften getrimmt. Das heißt auch, dass man auf den ersten Blick erkennen muss, welche Verdienstmöglichkei ten geboten werden. Schreibt also bitte nicht den Satz „laut Kollektivvertrag mit Bereitschaft zur Überzahlung“ hin. Es. Wird. Sich. Keiner. Melden!

Die Menschen, gerade die jungen, sind durch Social Media auf kurze Botschaften getrimmt. Das heißt auch, dass man auf den ersten Blick erkennen muss, welche Verdienstmöglichkeiten geboten werden.

Jürgen Pichler
CEO Rolling Pin

die lobby: Vergleichen Sie einen ausgeschriebenen Job mit einem Produkt, das verkauft werden soll?

Jürgen Pichler: Genau! Ich will den Menschen dazu bringen, dass er mir seine Kontaktdaten gibt. Nur dann kann ich mit ihm ins Gespräch kommen und meine Trumpfkarten ausspielen. Ich vergleiche das gern mit Tinder-Profilen: Entweder präsentierst du dich mit all deinen Vorzügen oder du schreibst nur deinen Namen hin und stellst kein Foto rein. Wer wird eher Matches haben?

die lobby: Was sagen Sie zum Argument, dass man vor allem den Betrieb führen muss, um auf dem Markt zu bleiben?

Jürgen Pichler: Wer keine Ressourcen für HRArbeit hat, der soll sich an eine Agentur wenden, die das professionell macht. Wichtig dabei ist, dass diese Erfahrung auf dem Gebiet hat, also vorher Zahlen zeigen lassen. Zum Abschluss noch ein Tipp, der auch Ressourcen sparen hilft: Es gibt gute Software-Systeme, die dir dabei helfen, deine Jobinserate auf möglichst allen Plattformen auszuspielen, ohne sich überall einloggen zu müssen. www.oscarsjobs.com von der Digitalagentur Körbler ist etwa sehr gut und vereinfacht die Suche nach
Mitarbeiter:innen ungemein.

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Margot Leitner

Margot Leitner

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