Für die Destinationsstudie wurde ein mehrdimensionales Zielset zugrunde gelegt; die Sieger sind damit nicht einfach die Besten beim Nächtigungszuwachs, sondern die Besten im Erreichen dieser mehrdimensionalen Ziele. Den zuvor geschilderten Überlegungen folgend wurden dabei folgende Größen (sowohl als statische Größe als auch als dynamische Entwicklung) berücksichtigt:
Nun könnten natürlich unterschiedliche Destinationen ganz unterschiedliche Ziele verfolgen und die Rangreihung wäre damit immer anders. Man kann es mit einer Studie nicht allen recht machen, aber als Lösung für dieses Problem wurde eine Art durchschnittliches Zielsystem von Destinationen entwickelt. Zu diesem Zweck wurde vom Partner der Studie, dem BÖTM als Vertreter der Destinationen, eine Gewichtung der einzelnen Faktoren vorgenommen.
Mit dieser Gewichtung wurde das vorliegende Ergebnis der Destinationsstudie ermittelt. Möge das auch nicht die für alle gültige Fassung sein, so ist das Ergebnis doch der Konsens ganz unterschiedlicher Destinationen.
Go international – und die damit verbundenen Einschränkungen
Oftmals wird der nächste Nachbar ja als der größte Konkurrent angesehen, doch entspringt das eher dem nachbarlichen Neid als dem realen Konsumentenverhalten. Der eigentliche Mitbewerb endet ja nicht mal an den Landesgrenzen und ein Benchmark zu Destinationen in den Nachbarländern ist daher wohl sehr wertvoll: gerade in Zeiten der Corona-Krise lassen sich ja durchaus Marktanteilsverschiebungen zwischen den Ländern feststellen. Aber auch generell zeigen sich bei Befragungen die Alternativen zum Urlaubsziel durchaus oft im (nahen) Ausland. Will man nun den sinnvollen internationalen Ansatz wählen – und das wollten wir - muss man auf den größten gemeinsamen Nenner an Daten zurückgreifen. Da die Schweiz keine statistischen Werte für die Parahotellerie erhebt, kann also die gesamte internationale Studie nur auf Übernachtungen in Hotelbetrieben basieren. Zumindest der internationale Vergleich, der nationale kann mit allen Daten erfolgen.
Der Betrachtungszeitraum ist jeweils ein Kalenderjahr. Teilweise schwierig sind vergleichbare Daten für Auslastungen zu erhalten. Während die Schweiz zum Beispiel monatliche Kapazitäten ausweist, wird in Österreich die Kapazität nur einmal pro Jahr für beide Saisonen erhoben. All jene Unstimmigkeiten wurden in der Aufbereitung der Daten berücksichtigt, um einen fairen Vergleich zu präsentieren. Wie einfach und rasch doch alles mit elektronischem Meldewesen überall wäre – wir sind also noch nicht am Ende der touristischen Datenweisheit, aber nun folgt das Ergebnis auf Basis der aktuellen Weisheit
Gesamtdestinationsranking 2019-2021: das internationale Ergebnis
2019: Der Städtetourismus boomt (noch), 7 Städte in den Top 10 der Destinationsperformance mit München an der Spitze. Nur Zermatt schafft es ganz oben in das Ranking und liegt damit sogar vor Schweizer Städten. Allen gemein war bei guter Auslastung eine durchgehende Steigerung der Übernachtungen, in Zermatt verbunden auch mit einer durchgehenden Steigerung der Auslastung (in allen Monaten). Mit Vals taucht auch eine kleine Bergdestinationen in der Schweiz bei den Besten auf (mit beträchtlichen Steigerungen vor allem im Sommer bzw. einer deutlich geglätteten saisonalen Nachfrage). Beachtenswert ist, dass Vals und Zermatt als einzige Destinationen in allen drei Jahren unter den besten 10 Destinationen bleiben. Das bayrische Golf- und Thermenland rundet das Bild auf Platz 8 ab. Das Ranking belegt klar, dass in der Methodik keiner massiv bevorzugt wird: auch wenn Städte dominieren, kommen unterschiedliche Destinationstypen vor und es sind sowohl große als auch kleine Destinationen in den Top 10 vertreten.
2020: Die Schweiz besetzt die ersten 7 der 10 Top-Plätze, die Städte sind aus den Top-Rankings verschwunden und weit nach hinten gefallen, die Berge gehen als Sieger des Jahres hervor. Diese profitierten von einem vor Corona bombastisch laufenden (Ski-) Winter und konnten dann im Sommer vor allem in der Schweiz noch gewaltige Steigerungen in Nachfrage und Auslastung erzielen. Auch der anlaufende Winter 2020/21 brachte in der Schweiz relativ normale Zahlen – im Gegensatz zu Österreich, wo die Türen der Hotels nicht aufgingen. Teilweise wurden so sogar positive Wachstumsraten 2020 erzielt! Nach Vals folgen bekannte Schweizer Bergmarken, auf die Plätze 8-10 schaffen es 3 österreichische Bergdestinationen, die vor allem mit guter Auslastung punkten, in das Top-Ranking.
Klar zeigt sich im Ranking bereits die Auswirkung der Politik der unterschiedlichen Länder hinsichtlich der Corona-Maßnahmen. Die österreichischen Regionen in den Top 10 hatten ein grundsätzlich sehr gutes Ergebnis in jenen Monaten, in denen der Tourismus möglich war. Schlussendlich unterscheidet die Schweizer Destinationen an der Spitze primär die Zahlen des Winterbeginns 2020/21.
2021: Weiter bedingt durch die Corona-Einschränkungen sind in den Top 10 nur mehr Schweizer Destinationen. Diesmal teilen sich die Plätze Bergregionen mit Destinationen am Wasser. So konnte man am Lago Maggiore oder in Lugano Übernachtungen und Auslastung speziell in der Vorsaison des Sommers 2021 gewaltig steigern, womit auch eine deutliche Verbesserung der Saisonalität einherging. Offenbar hatten besonders die Destinationen am Wasser von den Reisebeschränkungen und Corona-Auswirkungen profitiert und das Reisevolumen am Heimmarkt speziell im Frühling abgeholt. Die heimische Nachfrage hat sich da teilweise mehr als verdoppelt.
Sommerranking – wie sieht es bei gleichen Bedingungen aus?
Corona und die damit verbundenen Auswirkungen und vor allem unterschiedlichen Beschränkungen und Bedingungen beeinflussten das Performance-Ranking maßgeblich. Aus diesem Grund wird hier auch noch auf den Zeitraum Juli bis September eingegangen. 2020 war das jedenfalls der Zeitraum, der überall praktisch ohne Einschränkungen lief. Zum Vergleich wird dieser Zeitraum auch 2021 dargestellt, wo ebenfalls keine Einschränkungen am Markt waren.
2020 liegen dabei mit Saalfelden-Leogang und Schladming-Dachstein 2 österreichische Regionen knapp in Führung. Zu den auch sonst starken Bergregionen gesellen sich noch mit Lago Maggiore, Bodensee in Deutschland und dem Achensee 3 Seedestinationen in unterschiedlichen Ländern im D-A-CH-Raum.
2021 dreht sich das Bild in Richtung Südtirol. 7 Plätze der Top 10 gehen nach Südtirol. Waren hier 2020 noch herbe Einbrüche zu verzeichnen, konnten 2021 sogar die Vor-Corona-Werte übertroffen werden. Insgesamt belegt das Performance-Ranking dieses Abschnittes jedenfalls den Einfluss der Corona-Maßnahmen für die Gesamtjahresrankings.
Am schönsten ist es Zuhause: Das Österreich-Ranking
Für das Ranking von Österreich alleine werden im Gegensatz zum internationalen Ranking alle Unterkunftsarten herangezogen. 2019 dominiert dabei Wien ganz klar mit Abstand als Nummer 1. Mit Innsbruck, Salzburg und Linz dominieren weitere Städte das Ranking und auf den Plätzen 7, 8 und 10 findet man mit Serfaus-Fiss-Ladis, Zell am See-Kaprun und dem Ötztal große Bergdestinationen. Wien ist in praktisch allen Indikatoren auf den vorderen Plätzen zu finden. Hingegen punktet zum Beispiel Serfaus-Fiss-Ladis mit einem satten Nächtigungszuwachs sowie einer sehr soliden Auslastung. Zell am See-Kaprun verdankt die gute Position vor allem der Internationalität und einem hohen Marktanteil bei einer soliden Auslastung.
2020 verschwinden durch Corona die Städte auch im innerösterreichischen Vergleich aus den Top-Plätzen. Hauptsächlich belegen die ersten 10 Plätze Salzburger Destinationen, die mit Saalfelden-Leogang auch den ersten Platz belegen. Kärntner und steirische Destinationen profitieren vom höheren Inlandsanteil und damit verbunden einem halbwegs moderaten Nächtigungsrückgang.
2021 rückt das Feld noch näher zusammen und es war dann (zusätzlich zu starken Regionen von 2020) auch das Jahr der Destinationen im Osten Österreichs. So gewinnt der Neusiedler See das Ranking und mit dem Waldviertel und den Wiener Alpen liegen 2 niederösterreichische Destinationen in den Top-Plätzen. Diese profitieren von der recht raschen Erholung der Nachfrage nach dem Lockdown und auch vom relativ hohen Geschäftstourismus-Anteil, der im Lockdown nicht gänzlich zum Erliegen kam. Tux-Finkenberg punktet vor allem mit der Entwicklung auf den internationalen Märkten und damit dieser Dimension. Chancenlos waren natürlich jene Destinationen, die ihren klaren Schwerpunkt im Winter haben. Linz schiebt sich als einzige Stadt bereits wieder auf Platz 3 und der Wörthersee rundet als Kärntner Destination die Top 10 der österreichischen Destinationen 2021 ab.