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"Kärnten immer durch die Brille der Gäste sehen"
Interview

"Kärnten immer durch die Brille der Gäste sehen"

Mag. Klaus Ehrenbrandtner hat mit Mitte Jänner die Geschäftsführung der Kärnten Werbung übernommen. Wir haben bei ihm nachgefragt, wo und welche Schwerpunkte er setzen wird.

22. Februar 2023

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ÖHV: Herr Mag. Ehrenbrandtner, bitte erläutern Sie uns eingangs, wo und welche Potenziale Sie für den Kärntner Tourismus sehen, wie Sie diese bearbeiten wollen und welchen Fokus Sie in der Produktentwicklung setzen werden.

Mag. Klaus Ehrenbrandtner: Wir müssen Kärnten immer durch die Brille der Gäste sehen und brauchen ein klares Verständnis für deren Bedürfnisse und Reisemotive, die sich ständig weiterentwickeln. Nur so können wir in Produktentwicklung und Kommunikation die richtigen Schritte setzen.

Die großen Überschriften für die Kernthemen wie Naturerlebnis am Berg und am Wasser, Familienurlaub, Wandern, Radfahren, Skifahren, Genuss mit Kulinarik und Kultur werden auch in Zukunft die gleichen bleiben. Es gilt, die Nachfrage-Entwicklungen zu diesen Themen gut zu beobachten. Aktuell analysieren wir zum Beispiel, wie sich die Ansprüche unserer Gäste im Bereich  „Erholung“ weiterentwickelt haben. Erholung/Entspannung wird seit der Pandemie als wichtigstes Urlaubsmotiv in allen Kernmärkten genannt. Wir können die veränderten Erholungs-Sehnsüchte der Gäste – es geht dabei um das körperliche und vor allem geistige Wohlbefinden – mit unserem bestehenden Natur-, Kultur- und Begegnungsangebot gut abholen. Wir wollen ab Herbst in der Kommunikation auf diese Sehnsüchte einzahlen und zur Entwicklung weiterer Produkte beitragen.

Das Potenzial des Alpen-Adria-Raumes als touristische Destination sehe ich als große Chance für Kärnten. Mit dem Alpe-Adria-Trail, dem Alpe-Adria-Radweg und der Alpe-Adria-Golfcard wurden bereits Meilensteine für grenzüberschreitende Erlebnisse geschaffen. Ich möchte eine nächste intensive Phase der Weiterentwicklung eines gemeinsamen touristischen Erlebnisraumes anstoßen. 

ÖHV: Sie wollen verstärkt auf ganzjährigen Tourismus und die Vermarktung als Ganzjahresdestination hinarbeiten. Wie werden Sie das angehen? Was ist die Rolle von Partnern wie die Hotellerie?

Mag. Klaus Ehrenbrandtner: Eine Entwicklung Richtung Ganzjahresdestination bedeutet nicht nur potenziell mehr Gäste und mehr Wertschöpfung, sie ist auch ein wichtiger Hebel im Bereich der Arbeitskräfte-Bindung. Die Potenziale im Herbst mit verschiedenen Schwerpunkten weiter zu heben, ist eines der großen Ziele. Hier sprechen wir zum Beispiel von Kulinarik-Themen, den Hütten und dem Natur-Aktiverlebnis in einem „verlängerten Sommer“ bis zu den Herbstferien. Gute Chancen sehe ich gerade in den Schultersaisonen auch bei den barrierefreien Angeboten z.B. für Familien mit kleinen Kindern oder Gästen der älteren Generation. Weiters beim Thema Convention und dem Potenzial, das sich aus dem vorhin angesprochenen Urlaubsmotiv der Erholung ergibt - sprich Menschen, die bewusst Rückzug und Stille suchen. À la longue sind es schlussendlich auch die klimatischen Veränderungen, welche eine Saisonverlängerung mit sich bringen werden. Maßgebend für eine erfolgreiche Ausdehnung der Saison ist natürlich eine geöffnete Infrastruktur mit Unterkunftsbetrieben, Gastronomie, Bergbahnen, Schifffahrt und Ausflugszielen.

ÖHV: Sie planen, die Qualitätsoffensive – das touristisch breit getragene Qualitätsmodell Kärnten – wieder stärker voranzutreiben. Wie und wo wird die Hotellerie das spüren?

Mag. Klaus Ehrenbrandtner: Die klare Ausrichtung auf Qualität ist ein Grundprinzip, das alle Bereiche umfasst. Eine der Kernaussagen einer aktuellen YouGov-Umfrage ist, dass für 66 % der Reisenden Qualität wichtiger ist als günstige Preise. Auf ein gutes Preis-Leistungsverhältnis wird aktuell noch mehr Wert gelegt und Urlaubsentscheidungen werden bewusster getroffen. 

Qualität sichert eine höhere Wertschöpfung, auch in Zeiten der Teuerung.

Mag. Klaus Ehrenbrandtner
Geschäftsführer, Kärnten Werbung

Die Qualität von touristischer Infrastruktur und betrieblicher Leistung hat einen unmittelbaren Einfluss sowohl auf die Kundenbindung – am Weg vom Erstgast zum Stammgast – als auch auf die Akquisition von Neukunden, die zu einem guten Teil durch Empfehlungen von anderen Gästen beeinflusst sind. Die Kärnten Werbung wird ihre Rolle als Impulsgeber in diesem Bereich deutlich wahrnehmen, bei der Weiterentwicklung von überregionalen Rad- und Wanderwegen mit den diversen Stakeholdern genauso wie bei der Unterstützung der Hotellerie über die Tourismus Akademie. Letztere soll den Betrieben zukünftig auch praktische Unterstützung im Bereich Employer Branding bieten. Das Kärntner Qualitätssiegel soll nicht nur Richtung Gäste, sondern auch Richtung Arbeitskräfte eine Strahlkraft entwickeln.

ÖHV: Die Marke und Wortbildmarke „Kärnten“ sowie verschiedene Claims sind gut eingeführt und bekannt. Gibt es Pläne, den Markenauftritt zu verstärken?

Mag. Klaus Ehrenbrandtner: Für mich ist wichtig, zwischen der Marke auf der einen Seite und der Wortbildmarke auf der anderen Seite zu unterscheiden. Die Marke sind für mich die Bilder, die entstehen wenn unsere Gäste an Urlaub in Kärnten denken. Es sind die Geschichten, die wir erzählen und es sind die Produkte, die dahinterstehen. Gemeinsam mit allen Partnern gilt es, diese Tourismusmarke weiterzuentwickeln, weiter zu stärken und mit Inhalten zu füllen. Was das Logo und den Slogan betrifft, so braucht es aus meiner Sicht keinen Relaunch, nur weil die Kärnten Werbung einen neuen Geschäftsführer hat. Damit die Tourismusmarke flächendeckend gut wirken kann, ist es wichtig, dass sie von allen gut verstanden wird. Hier übernimmt die Kärnten Werbung die Aufgabe, eine gute Übersetzung der Marke in die Praxis zu leisten. In der Vergangenheit wurde bereits ein Markenhandbuch erstellt, das zeigen soll, wie die Marke im Marketing umgesetzt werden kann. Wir arbeiten aktuell daran, auch einen Leitfaden für die Produktentwicklung zu erstellen, der anhand von Praxisbeispielen zeigt, wie Betriebe die Marke gut einsetzen und von ihr profitzieren können. 

ÖHV: Nachhaltigkeit und der rücksichtsvolle Umgang mit der Ressource Natur sind längst nicht mehr Kür, sondern Pflicht – speziell im Tourismus. Und das steht auch auf Ihrer Agenda. Mit welchen konkreten Maßnahmen und Vorschlägen will die Kärnten Werbung die Tourismusbetriebe und Destinationen auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit unterstützen?

Mag. Klaus Ehrenbrandtner: Zu allererst einmal müssen wir wissen, was wir wollen. Ich glaube nicht, dass wir danach hecheln sollten, uns als die nachhaltigste Region auf Erden zu positionieren. Ich finde es wichtiger, die Standards zu kennen und ernsthaft und glaubwürdig einzuhalten. Ich hörte kürzlich einen aus meiner Sicht sehr wahren Ausspruch zu dem Thema: „Nachhaltigkeit ist kein touristisches Angebot. Aber ein touristisches Qualitäts-Produkt ohne Nachhaltigkeit ist nicht mehr wettbewerbsfähig.“ Die Gäste geben hier die Standards vor und diese gehen stetig nach oben. Wir wissen aus Umfragen, dass unsere Gäste vor allem auf die Bereiche Müllvermeidung, Regionalität bei Lebensmitteln und nachhaltiges Mobilitätsangebot reflektieren. Hier müssen wir gute Angebote und Lösungen anbieten. Wenn 26 % der deutschen Gäste Interesse an nachhaltigen Anreisemöglichkeiten haben, dann braucht es bei uns vor Ort auch Mobilitäts-Angebote, um vom Hotel zum Ausflugsziel usw. zu kommen. Das Angebot ist regional in Kärnten sehr unterschiedlich, da braucht es eine landesweite Lösung. Wir beschäftigen uns aktuell gemeinsam mit den Regionen auch stark mit dem Thema Umweltzeichen für Destinationen, das es seit 2022 gibt, und unterstützen diese Möglichkeit, weil sie den Gästen eine gute Orientierung bietet.

 

Portrait Klaus Ehrenbrandtner: (c)Kärnten Werbung_Johannes Puch

Margot Leitner

Margot Leitner

Regionalmanagement E-Mail senden +43 1 5330952-41

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